Freitag, 12. April 2019

Zur unsachgemässen Herausgabe von Rudolf Steiners Werk

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ein.nachrichtenblatt@startmail.com  11                                  Nr. 22  |  18. November 2018

SKA Nr.8 und Rudolf Steiner Verlag 
Zur unsachgemässen Herausgabe           von Rudolf Steiners Werk 

Rudolf Steiner wollte sein Werk durch eine Freie Hochschule für Geisteswissenschaft herausgeben lassen, welche auch die Verantwortung für die Form der Veröffentlichung übernimmt. Dieses Werk kann nur sachgemäss von jemandem herausgegeben werden, der die Sache, um die es geht, aus ihr selbst heraus erarbeitet und versteht – und dazu gehört, dass er der Herausgabe nicht sachfremde Gesichtspunkte und Vorgehensweisen zugrunde legt.
Es ist klar, dass eine solche Herausgabe immense finanzielle Mittel erfordert, wie sie nur durch eine grosse Gesellschaft erbracht werden könnten. Eine Freie Hochschule für Geisteswissenschaft mit einem grossen Mitgliedervolumen haben wir – aber nicht den Willen zur Herausgabe des Werkes in der gekennzeichneten Form. Das war so nicht gemeint.
Eine kleine Stiftung wie die Rudolf Steiner Nachlass Stiftung beschränkt sich mangels Geldern verständlicherweise auf eine solide materielle Herausgabe des Gesamtwerks. Dass auch der neue Katalog der Gesamtausgabe die Edition von Christian Clement aufnimmt und diese damit damit so aussehen lässt, als würden Rudolf Steiners Werke von ihm in einer der Sache entsprechenden Weise herausgegeben, ist längst Gegenstand notwendiger Kritik geworden und diese sei hier ausdrücklich wiederholt. 
Die SKA nimmt erneut ihre editorische Praxis von einem sachfremden und damit für Rudolf Steiner und sein Werk nicht adäquaten Gesichtspunkt aus ein, davon erzählt die Schlussbemerkung in der aktuellen Rezension der Steiner Kritische Ausgabe Nr.8 in Die Drei von Andreas Neider:
M" it den vorliegenden beiden Bänden 8,1-2 der SKA hat Christian Clement neben der Aufsatzreihe ›Aus der AkashaChronik‹ Steiners zentrales Hauptwerk ›Die Geheimwissenschaft im Umriß‹ in der nunmehr bewährten Art kritisch bearbeitet und kommentiert herausgegeben. …
Insofern wäre auch zu wünschen, ... dass auch die anthropologischen Schriften der Jahre 1916/1721 und eben die ›Leitsätze‹ aus den Jahren 1924/25 in die wissenschaftliche Aufarbeitung des Steinerschen Werkes noch aufgenommen werden. …
Unverständlich bleibt bei aller Anerkennung der Clementschen Leistung, warum in Band 8.1 ein Vorwort von Wouter J. Hanegraaff eingefügt wurde, das … einen Verständnisansatz der Steiner‘schen Erkenntnismethode verfolgt, die schlichtweg unhaltbar und unsinnig ist. So will Hanegraaff zeigen, dass Steiners Anspruch einer auf Hellsichtigkeit beruhenden höheren Erkenntnis direkt mit einer bestimmten Tradition des Okkultismus zusammenhängt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. aus Amerika kam. Verlag und Herausgeber hätten hier besser daran getan, einen Autor mit diesem Vorwort zu betrauen, der nicht wieder in die wissenschaftlich überholten Denkmuster eines Zander zurückfällt, sondern sich auf der Höhe des mit der SKA durch Christian Clement neu gewonnenen philosophischen Verständnisansatzes bewegt.“
Wenn ein Verlag Werke Rudolf Steiners in einer die wissenschaftliche Welt ansprechen Weise herausgeben will, liegt die Notwendigkeit vor, diese Werke in einer der Sache gemässen Weise herauszugeben. Die Sache um die es dabei geht – man muss es leider immer wieder sagen – ist nicht die klassische Philologie, sondern die Wissenschaft Rudolf Steiners, also die Erweiterung des klassischen Wissenschaftsverständnisses, die in seinen Werken vorliegt. Die “Nobilitierung“ der Steiner-Ausgabe von Christian Clement durch deren Erscheinen im Katalog der Rudolf Steiner Gesamtausgabe dient, die Rezension von Andreas Neider macht das einmal mehr deutlich, nicht der Sache.

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