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Mittwoch, 8. April 2015

Clement verschwindet, und der Eggert-Blog wird Sperrgebiet - Holger Niederhausen

Clement verschwindet, und der Eggert-Blog wird Sperrgebiet

Über das sehr seltsame Gebaren der „Modernisten“.
Ich berichte einmal im Live-Ticker-Stil über geheimnisvolle Vorgänge im virtuellen Netz am Dienstagabend, 7. April.

21:40 Uhr – Auf dem „Eggert-Blog“ erscheint ein Abschiedsbrief Christian Clements.
22:13 Uhr – Ich gehe auf den Abschiedsbrief mit einem Kommentar ein.
22:17 Uhr – Sowohl mein Kommentar als auch der ganze Abschiedsbrief sind verschwunden. (aber hierr behalten) und hier Google Cache
22:30 Uhr – Clement hat auch auf seinen Facebook-Seiten aktuelle Kommentare auf meine Aufsätze entfernt.
22:43 Uhr – Ich frage auf dem „Eggert-Blog“ nach.
22:48 Uhr – Michael Eggert schreibt, dass er die Löschung von Abschiedsbrief und Kommentar veranlasst habe.
22:50 Uhr – Ich bin für Kommentare auf dem „Eggert-Blog“ gesperrt, kann auch keine neuen mehr lesen.
Nun die Vorgänge ausführlich:
Am Dienstagabend hatte sich Clement in einem längeren Abschiedsbrief von den „Egoisten“ verabschiedet. Dieser Brief begann mit den Worten
 :Liebe Egoistinnen und Egoisten. Gewisse Reaktionen anthroposophischer Hardliner auf meine Tätigkeit hier im Blog lassen es ratsam erscheinen, dass ich mich in meiner Funktion als Herausgeber der SKA aus der offenen Teilnahme zurückziehe. Als Wort des Abschieds möchte ich allen Lesern (und allen eifrigen Sammlern!) meiner Bemerkungen in diesem Forum folgende Überlegungen über den Unterschied zwischen einer öffentlichen Äußerung und einer Veröffentlichung mit auf den Weg geben: [...]
Und nun folgte eine Passage aus Rudolf Steiners „Lebensgang“, wo dieser sich über seine Schriften und die unkorrigiert herausgegebenen Vortragsnachschriften äußert (GA 28, S. 442ff). Diese Passage hatte Clement auf seine Person umgedeutet und umgeschrieben.
 Ich kommentierte diesen Abschiedsbrief wie folgt:

Holger Niederhausen – Dienstag, 7. April 2015 um 22:13:00 MESZ
Lieber Herr Clement,
wenn Sie Schulungsweg und Geisteswissenschaft nicht so trennen würden, würden Sie vielleicht auch „öffentliche“ und „private“ Äußerungen nicht so trennen müssen. Das ist ein fortbestehender Dualismus, der vielleicht nicht unbedingt fruchtbar ist.
Wenn Sie natürlich weiterhin einerseits „akademisch korrekt“ bestehende „Lesarten“ nur „ergänzen“ wollen, die Sie andererseits als „religiös-unkritische“ „Hardliner“-Positionen diffamieren, dann verstehe ich, dass sie den Dualismus in sich nicht ohne Weiteres überwinden können.
Es ist kein Verlust, wenn Sie Ihre Online-Kommentare wieder etwas zurücknehmen, denn auf die entscheidenden Fragen zogen Sie es ja ohnehin vor, nur noch mit Schweigen zu antworten. Stattdessen beklagen Sie sich aktuell, dass man Ihre Thesen in der englischsprachigen Welt noch weniger ernst nimmt.
Da Sie sich nun eingekleidet in Rudolf Steiners eigene Worte aus seinem „Lebensgang“ verabschieden – Ihre hochmütige Nonchalance in diesen Dingen ist ja bekannt –, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit zum Abschied noch darauf hinlenken, was Sie selbst in Steiners Original-Sätzen wieder darauf hinweisen könnte, dass auch das Vortragswerk Steiners keinen „metaphysischen Realismus“ beinhaltet:
„Bei diesen Vorträgen waren nur Mitglieder. Sie waren mit den Anfangs-Mitteilungen aus Anthroposophie [inkl. „anthroposophische Erkenntnis des Menschen, des Kosmos“, H.N.] bekannt. Man konnte zu ihnen eben so sprechen, wie zu Vorgeschrittenen (!) auf dem Gebiete der Anthroposophie.“
„Es ist nirgends auch nur in geringstem Maße etwas gesagt, was nicht reinstes Ergebnis der sich aufbauenden Anthroposophie wäre. Von irgend einer Konzession an Vorurteile oder Vorempfindungen der Mitgliedschaft kann nicht die Rede sein.“
Auch darüber können Sie während Ihres Rückzuges ja einmal nachdenken.
Die Unwahrheiten und Unterstellungen auch Ihres schriftlichen Werkes (etwa in SKA 7) sind von mir ja ebenfalls dokumentiert worden: www.holger-niederhausen.de/index.php.
Das Ganze ergibt mit Ihren übrigen Äußerungen schon ein sehr konsistentes Bild.
Mit freundlichen Grüßen,
H. Niederhausen
 Als ich kurze Zeit später nachsehen will, ob es weitere Reaktionen gab, stelle ich fest, dass sowohl mein Kommentar als auch der ganze Abschiedsbrief wieder verschwunden sind!
 Hat Clement es nun wirklich mit der Angst um seine Reputation und seine Thesen zu tun bekommen – oder wer spielt hier Verstecken? Schließlich frage ich nach:
Holger Niederhausen – Dienstag, 7. April 2015 um 22:43:00 MESZ
Jetzt wird es interessant. Ein Abschiedsbrief von Clement, der samt meinem Kommentar nach wenigen Minuten wieder verschwindet. Wird Clement jetzt selbst zu einer metaphysisch realen Geister-Erscheinung?
Unmittelbar antwortet mir Blogmaster Eggert:
Michael Eggert - Dienstag, 7. April 2015 um 22:48:00 MESZ
Nein, das geschah auf meine Bitte, um diese beispiellose Hetzjagd auf einen Autor zu beenden.
In üblicher Weise legt er sich die Dinge so zurecht, wie er sie braucht. Schon vor einigen Tagen hatte sich die Diskussion, als sich die von Clement unbeantworteten Fragen aufstauten, in seinen Augen in eine „Inquisition“ verwandelt [siehe hier ganz am Ende]. Nun ist die Dokumentation von Clements fragwürdigen Aussagen und ihre Widerlegung also wiederum eine „Hetzjagd“ – der gegenüber es ratsam erscheint, ganze Abschiedsbriefe zurückzuziehen und mehr als das...
Ich wollte erwidern:
Das heißt, auf Ihre Bitte hin wurde selbst Clements Abschiedsbrief gelöscht? Und als „Hetzjagd“ bezeichnen Sie es, wenn zu den Thesen Clements Stellung genommen wird? Ich bezeichne es als „kritischen Umgang“ mit einem „Deutungsangebot“. Vielleicht wollen Sie es ja auch „Sich der Idee erlebend gegenüberstellen“ nennen? Den Begriff „Hetzjagd“ finde ich arg polemisch und subjektiv. Aber das bin ich von Ihnen ja nun zur Genüge gewöhnt. Wahrscheinlich werden Sie als nächstes wieder gegen diejenigen, die mit Clement zu kritisch umgegangen sind, hetzen...
[Auf das Letztere kann man warten – aber vielleicht wird sich Eggert auch einmal einige Tage hüten, um sich keine Blöße zu geben].
 Ich stellte jedoch fest, dass ich nun auf einmal für die Kommentarfunktion gesperrt war – ich konnte nicht mehr erwidern, der Eggert-Blog war für mich nicht mehr zugänglich!

Die Seltsamkeiten hörten noch immer nicht auf. Ich besuchte die Facebook-Seite von Clement und stellte fest, dass er auch seine unsäglich spottenden Kommentare auf meine letzten Aufsätze dort gelöscht hatte. Diese stammten vom 6. April (Ostermontag). Auch seine neueste Klage, dass man ihn in der englisch-sprachigen Welt noch nicht ernst nimmt, war ebenfalls nicht mehr zu finden. Schließlich waren sogar alle Kommentare zurück bis Mitte Februar gelöscht. Immerhin erfährt man noch immer, dass Clement schon seit April 2013 mit Felix Hau "befreundet" ist...
Da hat es jemand wirklich mit der Angst um seinen Ruf zu tun bekommen. So viel Auseinandersetzung mit seinen Thesen verträgt offenbar kein „Wissenschaftler“. Spöttisch sich über „naive Realisten“ erheben, das darf sein. Aber wenn dann substantieller Gegenwind kommt, fällt der selbsternannte Chef-Deuter um – und verschwindet in der Versenkung.
Wenn er Hahn im Korb ist und sich die Menschen anerkennend um seinen Deutungsansatz scharen, ist Clement bereit, seine Thesen zur Diskussion zu stellen. Doch wenn fundierte Argumente immer mehr die Unhaltbarkeit seines Ansatzes deutlich machen, schreibt er einen Abschiedsbrief – mit der Begründung, dass die Vermischung seiner eher privaten Internet-Aussagen mit seinem „wissenschaftlichen“ Werk das letztere gefährden! Und dann wird selbst dieser Abschiedsbrief wieder gelöscht – auf Betreiben desjenigen Menschen, der stets mit den schärfsten verbalen Geschützen gegen alle vorgeht, die die Clement-Eggert-Hau-Linie der völligen Umdeutung nicht mitmachen, sondern als das entlarven, was sie ist.
Man darf gespannt erwarten, was vom Eggert-Blog als nächstes kommt – und wann und wo Clement wieder aus der Versenkung auftaucht.
Interessant ist, dass Eggert gerne auf den „wilden Steiner“ verweist. Wenn aber wirklich – wie es der frühe, aber auch der spätere Steiner ebenfalls oft getan hat – scharf argumentiert und geistig gekämpft wird, kann auch Eggert nur noch rufen: „Inquisition! Verhör! Beispiellose Hatz!“. Man fragt sich, ob man sich in einem schlechten Film befindet. Den Leuten gehen die Argumente aus, und sie fallen zurück in wüsteste Unterstellungen. Da fehlt die Ich-Stärke, die diese Menschen so sehr hochhalten, auf einmal.
Frei nach Rudolf Steiners Aufsatz „Der Egoismus in der Philosophie“ könnte man sagen:
 Will man den Standpunkt des „Steiner-Umdeuters“ charakterisieren, so muß man sagen: er versucht die Welt von sich aus zu beurteilen, aber er hat nicht den Mut, auch sich selbst die Verantwortung für dieses Urteil zuzuschreiben und sich einer Diskussion seiner Urteile zu stellen, deshalb erfindet er sich Wesen in der Außenwelt, denen er diese Verantwortung aufbürdet. Solche Wesen heißen dann „Inquisition“ und „Hatz“.
Man muss wirklich erleben, wie solche Worte alle Bedeutung verlieren, wenn sie von denen benutzt werden, die sie benutzen. "Verteufelung des Intellekts" und zugleich ein unglaubliches Spotten über den Ernst und die Humorlosigkeit eines Herrn Niederhausen – von was war in diesen Tagen nicht alles die Rede! Gespottet und von oben herab geurteilt, das haben diejenigen, für die Ehrfurcht ein Fremdwort und der Zusammenhang von Schulungsweg und Anthroposophie ein bloßes Dogma zu sein scheint.
Mit einem unglaublichen Hochmut versuchen solche Menschen, ein tiefes Ernstnehmen der Anthroposophie lächerlich zu machen. Nun aber, wenn man ausführlich genug auf Clement entgegnet hat, ohne wirkliche Antworten zu bekommen, sprechen sie von "Hatz" und "Inquisition". Geht es noch unwahrhaftiger und unselbstständiger? Sobald ihr Spott nicht mehr der alleinige Sieger bleibt, erschaffen sie sich neue Wesen in der Außenwelt...
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Bericht: bei Google findet sich noch ein cashe Link zum Artikel.
Allerdings ist nicht bekannt wie lange noch.


Christian Clement demontiert sich selbst!

Zeugnisse:
Der Artikel von Christian Clement: "Woran ein Autor gemessen werde sollte - und woran nicht. Ein Abschiedswort." läßt sich noch im Google Gedächtnis auffinden. Für alle interessierten Leser, die vielleicht noch einen Screenshot anfertigen möchte, denen sei hier dieser Link bereitgestellt.

Woran ein Autor gemessen werde sollte - und woran nicht. Ein Abschiedswort.

Bei Bedarf könnte ich auch einen screenshot zur Verfügung stellen.
Grüße
Anthropos

wobei auch auf dieses Blog noch ein Kopie steht (dort nach unter scrollen)

Donnerstag, 2. April 2015

Clement trifft einen Kritiker Holger Niederhausen

Clement trifft einen Kritiker

Eine ernste Glosse zwischen erstem April und Karmittwoch (als Christus von Judas verraten wurde).

K: Herr Clement, Ihr Ansatz führt Sie nicht zu einem Verständnis der Anthroposophie!

C: Sie sind ein Engel!

K: Wie bitte, was? Habe ich etwas Rettendes gesagt?

C: Nein, ich habe Sie nur gerade konstruiert.

K: Ich verstehe nicht ganz.

C: Das macht nichts. Wenn Sie die bewusstseinsgeschichtliche Jetztzeit erreichen, werden Sie dies schon nachholen.

K: Können Sie sich verdeutlichen?

C: Ich bin immer ganz deutlich, nur gewisse Dogmatiker wollen mich einfach nicht verstehen.

K: Was meinen Sie mit bewusstseinsgeschichtlicher Jetztzeit?

C: Denjenigen Bewusstseinszustand, den Sie vermutlich nie erreichen.

K: Und Sie definieren diesen, nicht wahr?

C: Nein, das hat der deutsche Idealismus und sein Fortsetzer Rudolf Steiner freundlicherweise schon getan.

K: Nämlich?

C: Das Ich ist reine Tätigkeit.

K: Und wieso erreichen diesen Zustand nur Sie und nicht Ihre Kritiker?

C: Weil ich tätig bin, während meine Kritiker nur so tun.

K: Was tun denn Ihre Kritiker?

C: Steiner herunterbeten.

K: Und was tun Sie?

C: Steiner interpretieren.

K: Ach – das ist ein Unterschied?

C: Ja, ich hab’s nicht so mit der Religion.

K: Und interpretieren ist Tätigkeit?

C: Ja, und ich möchte sagen, das fortwährende Sich-Wehren und wohlwollende Eingehen auf die Kritiker auch.

K: Das Kritisieren Ihrer Vorstellungen aber nicht?

C: Wieso Vorstellungen? Das ist authentisches Philosophieren.

K: Eben sagten Sie noch Interpretieren.

C: Nun ja, ich kenne eben auch meinen Fichte.

K: Kennen und selbst Philosophieren ist aber zweierlei.

C: Ja, und letzteres ist sogar unmittelbares Geist-Erleben.

K: Aber Sie interpretieren doch nur – „kritisch-wissenschaftlich“.

C: Nehmen Sie doch nicht immer alles so bier-ernst!

K: Ich nehme die Dinge nur genau.

C: Das ist gerade Ihr Problem. „Dinge“ und sogar „Wesen“ – das ist nur ein Bild, so wie die Sintflut.

K: Ein Bild?

C: Ja, mythisches Bewusstsein.

K: Ich sage, ich nehme die Dinge genau, und meine damit, Sie können Ihre Thesen und Deutungen nicht als Geist-Erleben verkaufen.

C: Das tue ich auch gar nicht.

K: Ach nein?

C: Nein, verkaufen tut das mein Verlag.

K: Das ist einerlei – Sie drehen einem das Wort im Munde herum.

C: Auch das ist authentisches Philosophieren.

K: Jetzt wird es abgründig.

C: Sehen Sie, Sie sind schon wieder dogmatisch.

K: Wieso das?

C: Ich sehe es Ihnen doch an der Nasenspitze an, dass Sie schon wieder an L und A denken.

K: Genauer?

C: Luzifer und Ahriman.

K: Das muss man bei Ihnen ständig.

C: Ja, und so bleiben Sie bis zum Sanktnimmerleinstag in Ihrem dogmatischen Gefängnis hocken.

K: Nein, wenn man die Widersacher nicht erkennt, haben sie einen gerade am Wickel.

C: Wissen Sie, in hundert Jahren ist die Bewusstseinsgeschichte über Sie hinweggegangen.

K: Das würden Sie sich wünschen.

C: Aber es kommt so. Warten Sie erst einmal ab, bis die anderen SKA-Bände erschienen sind.

K: Geht es Ihnen überhaupt um die Wahrheit?

C: Wahrheit? Das, was Sie als Wahrheit ansehen? Der Doktor ist einfach noch nicht lange genug tot!

K: Das wollen sie! Dass nach und nach auch das lebendige Verständnis für die Anthroposophie stirbt.

C: Hätten Sie nicht „wahres Verständnis“ sagen können?

K: Warum?

C: Dann hätte ich Sie einmal mehr einen Dogmatiker schimpfen können.

K: Ja, das ist Ihre Lieblingstaktik.

C: Nicht Taktik, Wahrheit.

K: Die Wahrheit, die Sie gepachtet haben.

C: Glauben Sie’s ruhig. Die Geschichte wird –

K: – über mich hinweggehen, ich weiß.

C: Gut, dass Sie’s wissen.

K: Dass es Ihr Wunsch ist, weiß ich.

C: Schauen Sie, Sie sind mir als Mensch gar nicht so unsympathisch. Zwischen den Zeilen habe ich doch manchmal schon gemerkt, wie Sie eigentlich sind.

K: Ihre Scheinheiligkeit können Sie sich sparen!

C: Und schon hat er wieder die Maske auf.

K: Nein, lieber Herr Clement, mir ist es nur ernst mit der Anthroposophie!

C: Sehen Sie, lieber Herr K, und schon triefen Sie wieder vor Rechthaberei, Überheblichkeit, Dogmatik, Unoriginalität und Arroganz. Ich sage ja nicht, dass Sie so sind – ich sage, Sie triefen.

K: Wie schön differenziert.

C: Ja, nicht wahr, das ist mein Charakter.

K: Andere Menschen zu beurteilen?

C: Nein, ich drücke mich generell nur ganz wissenschaftlich aus.

K: Psychologisieren ist bei Ihnen also wissenschaftlich?

C: Schauen Sie, ich beschreibe eine Wahrnehmung – meine Wahrnehmung und auch die von anderen. Ich beschreibe, wie Sie wirken, verstehen Sie?

K: Zum Wirken gehören immer zwei – einer der irgendetwas wahrzunehmen scheint und der andere, der eventuell voller Vorurteile interpretiert wird.

C: Schauen Sie, lieber Herr K, wer von uns beiden ist hier der Wissenschaftler?

K: Wissen Sie, Herr Clement, bloß weil Sie an einer, nun ja, Universität angestellt sind, macht das Sie noch nicht mehr zum Wissenschaftler als mich.

C: Wieso Sie? Sie sind doch der Dogmatiker schlechthin. Die Geschichte geht doch über Sie –

K: Moment, ich bin nichts anderes als Sie – oder habe ich da jetzt Ihre eigene These vorweggenommen?

C: Nichts anderes als...

K: Ja, Ihre eigene These ist das, nicht meine.

C: Ah, ja Momennnnnt! Sie können nicht sofort zum Universal-Ich hüpfen. Zunächst mal sind Sie nur ein Individual-Ich und als solches der Dogmatiker schlechthin.

K: Während Sie?

C: Während ich dem Universal-Ich schon ganz nahe bin, denn ich habe Steiners wegweisende Erkenntnis schließlich aufgedeckt.

K: Indem Sie immer dann, wenn Steiner vom Denken spricht, dies in einen Topf mit Ihrer Ich-These werfen.

C: Nun werden Sie mal nicht frech, Sie kleiner Dogmatiker.

K: Sie haben gerade Ihre Rolle verlassen, Herr Clement.

C: Danke für den Hinweis. Was ich sagen wollte, ist: Ich bin hier der Wissenschaftler. Und es sind meine Thesen, nicht ihre.

K: Richtig, ich kritisiere sie nur.

C: Wissen Sie, bevor Sie etwas kritisieren können, müssten Sie erst einmal die Ich-Philosophie studieren, an die Steiner anknüpft.

K: Das brauche ich nicht – ich kenne diese gut genug, aber darauf kommt es jetzt nicht an, sondern darauf, wie suggestiv entstellend Sie Steiner benutzen, damit er in Ihre Thesen passt.

C: Das können Sie doch gar nicht beurteilen!

K: Und warum nicht?

C: Weil die Geschichte über Sie –

K: Etwas wird vom vielen Wiederholen nicht besser. Hat Herr Eggert Ihnen noch nie gesagt, dass Sie sich mit Ihren Thesen etwas penetrant breit machen?

C: Nein, Herr Eggert gehört zu meiner neuen Kult-Gemeinde.

K: Ah ja, das geben Sie also zu?

C: Ja, damit Sie sich daran wieder abarbeiten können.

K: Sehr interessant. Fällt Ihnen ihr herabsetzender Hochmut gar nicht auf?

C: Wissen Sie, perfekt sind wir alle nicht – manche glauben es nur zu sein.

K: Nein, manche bleiben einfach zu profan – und glauben dann, mal eben die Universalthese gefunden zu haben.

C: Schauen Sie Herr K, Sie können noch ein, zwei Jahre so weiterreden, dann ist Ihre Zeit abgelaufen.

K: Oder Ihre, wenn es noch ein paar Menschen mit gesundem Menschenverstand oder auch nur Willen zu klarem Denken gibt.

C: Träumen Sie ruhig weiter.

K: Und Sie, deuten Sie ruhig weiter.

C: Ja, was in den folgenden Bänden noch kommen wird, wird Ihnen gar nicht schmecken.

K: Was denn?

C: Die ganze Ich-Philosophie wird wieder auferstehen.

K: In Gestalt von Clements Deutung Steiners, der dann der Vollender der Ich-Philosophie nach Clements Manier sein wird.

C: Genau: Ich! Das wird der Mittelpunkt von Steiners Anthroposophie sein – und Ich! werde ihr Entdecker und Enthüller gewesen sein!

K: Welch wunderbarer Ruhm.

C: Und sehen Sie – nur um diesen Ruhm geht es mir. Verdienen tue ich daran nichts.

K: Ja, das sagten Sie bereits früher mal.

C: Und Sie, sie werden als der ewige Dogmatiker in die Geschichte eingehen.

K: Die Wahrheit wird es aber doch an den Tag bringen.

C: Was?

K: Dass Ihre dürftige Universalthese nicht die reine Lehre, sondern die reine Leere ist – eine hypnotisch bestrickende These einer angeblichen Ich-Philosophie, die die Anthroposophie zu einem Ken-Wilber-Aufguss machen will.

C: Sie haben keine Ahnung von dem wahren Steiner.

K: Oh doch, aber Sie wollen die Anthroposophie aushöhlen, bis nur noch das Ich übrig bleibt – das absolut unindividuelle, einzige Ich. Wissen Sie, was das ist?

C: Was?

K: Die Fratze der Anthroposophie, die absolute Karikatur – dasjenige, was Luzifer und Ahriman daraus machen wollen!

C: Wissen Sie, was mein größter Vorteil ist?

K: Was?

C: Dass Sie in diesen mythischen Bildern verhaftet bleiben. Diese werde ich immer gegen Sie verwenden können.

K: Ja – weil niemand mehr ein Erleben davon hat, dass mit den „Bildern“ auch etwas gemeint ist. Und weil niemand mehr ein Erleben davon hat, dass bei Ihrer sogenannten Anthroposophie nichts mehr übrig bleibt.

C: Das kann Ihnen doch egal sein.

K: Warum?

C: Weil Ihr Individual-Ich auch völlig ohne Bedeutung ist.

K: Sehen Sie – so verachtend sind Ihre Thesen.

C: Es sei denn, Sie erheben sich zum Universal-Ich.

K: Oh ja, Ihrem neuen Gott.

C: Irrtum, Ihrem alten „Gott“.

K: Sie verachten alle anderen Anschauungen – und Ihre Thesen verachten die lebendige Anthroposophie selbst.

C: Nein, Sie wollen alles auf ein Einheits-Maß stutzen – jeder Mensch darf aber seine individuelle Anthroposophie haben.

K: Das sind dann Ihre wunderbaren Schlagworte, mit denen Sie Bauernfängerei betreiben – während alle, die das reale Wesen der Anthroposophie schützen wollen, als Dogmatiker dastehen.

C: Taktisch sei der Mensch, weitblickend und kritisch.

K: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!

C: Ich bin all dies, denn ich bringe der Menschheit eine neue Anthroposophie – die wahre Anthroposophie, und allen Dogmatikern sei es gesagt: zumindest eine weitere Form der Anthroposophie!

K: Ihr Gegenbild!

C: Damit kommen Sie nie durch – man wird in Ihnen immer den Dogmatiker sehen, dafür werde ich schon sorgen.

K: Drohen Sie mir etwa?

C: Das Universal-Ich droht ihnen, wenn Sie nicht Vernunft annehmen.

K: Ich habe mehr Vernunft als Sie und Ihre Gleichsetzung mit einem Universal-Ich.

C: Letztlich können Sie sich nicht dagegen wehren, denn Sie sind mit ihm genauso eins wie ich.

K: Darauf verzichte ich gerne. Ich bin mit etwas ganz anderem eins.

C: Mit was?

K: Dafür haben Sie keinen Sinn, dafür fehlt Ihnen das Empfinden, darüber können Sie nur spotten.

C: Sehen Sie, ich sagte ja, der Doktor ist noch nicht lange genug tot.



Prophet brother Claimentain on 1 April.




Fromman-Holzboog [SKA Publisher] Terminates Christian Clement!

German News Agency.
Dateline:  April 1, 2015

Translated by Tom Mellett

Fromman-Holzboog, the renowned Stuttgart Academic Publisher, which had contracted since 2013 to publish the first text-critical edition [SKA] of the writings of Rudolf Steiner, the founder of  Anthroposophy, has unexpectedly announced that it will terminate its collaboration with the editor, Christian Clement. "It was a gamble from the beginning," explained publishing director Herbert Holzboog, "and now we have decided that Clement’s controversial methodology of editing is no longer in keeping with the serious reputation of our publishing house."

For a long time there has been much criticism on the part of anthroposophical commentators about the academic nature of Clement’s SKA volumes. Irene Diet, Pietro Archiati, Thomas Mayer and other high-level representatives of anthroposophy had repeatedly pointed out that, anthroposophically speaking, not only is the work of Clement totally unacceptable but it also does not satisfy the requirements of ordinary academic scholarship in any way whatsoever. Despite these reactions, the publisher stood by Clement and assessed the controversy surrounding his work merely as a symptom of internal anthroposophical conflicts.

But it was only after the internationally acknowledged expert in Anthroposophy, Helmut Zander, along with other influential Steiner researchers like Peter Staudenmaier, Hartmut Traub and Ansgar Martins, attested to the publisher that Clement is utterly academically incompetent, that, after 3 volumes, this ambitious editorial project will be transferred to some other editor.

As their justification, the publishers underscored the fact that Clement himself --- mainly through his stubborn insistence that Anthroposophy cannot be understood in a naive sense as a description of the “world beyond,” but must be regarded as advanced schooling in the idealistic philosophy of consciousness in the tradition of German Idealism --- created an impossible situation not only for Anthroposophists themselves but also for academic critics of Anthroposophy. "Steiner believed in spiritual beings and in worlds beyond just like you and I believe in tables and chairs. That’s just how it is,” commented Peter Staudenmaier recently, adding: “Whoever does not recognize that, simply cannot claim to be pursuing serious and critical Steiner research.” Even the widely renowned Anthroposophist, Holger Niederhausen agreed with the criticism saying:  “Whatever  Steiner says, it’s true. "

The publisher will decide by the end of April who will become Clement’s successor. Besides Helmut Zander and Pietro Archiati --- both of whom have already expressed their readiness --- other candidates are in the running, such as the muck-raking Anthroposophist, Willy Lochmann, and the Steiner expert Andreas Lichte. 

Bruder Claimentein als Prophet on 1 April


Mittwoch, 1. April 2015



Frommann-holzboog trennt sich von Christian Clement


dpa. Der renommierte Stuttgarter Wissenschaftsverlag, in welchem seit 2013 die erste textkritische Ausgabe der Schriften des Anthroposophiegründers Rudolf Steiner vertrieben wird, hat überraschend angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Christian Clement zu beenden. „Es war von Anfang an ein Wagnis“, ließ Verlagsleiter Herbert Holzboog verlauten, „und jetzt sind wir zu dem Schluß gekommen, dass sich die kontroverse Editionsmethode Clements mit dem seriösen Anspruch unseres Hauses nicht länger vereinbaren lässt.“Schon lange hatte es von Seiten anthroposophischer Kommentatoren Kritik am wissenschaftlichen Charakter von Clements Ausgabe gegeben. Irene Diet, Pietro Archiati, Thomas Mayer und andere hochrangige Vertreter der Anthroposophie hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Arbeit Clements nicht nur anthroposophischerseits völlig untragbar sei, sondern auch den Anforderungen gewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeitens in keiner Weise genüge. Der Verlag hatte aber trotz dieser Reaktionen an Clement festgehalten und die kontroverse Debatte um dessen Arbeit als Symptom rein inneranthroposophischer Konflikte eingeschätzt.Nachdem aber jetzt auch der international anerkannte Anthroposophie-Experte Helmut Zander sowie weitere angesehene Steiner-forscher wie Peter Staudenmaier, Hartmut Traub und Ansgar Martins dem Verlag gegenüber bescheinigten, dass Clement wissenschaftlich völlig inkompetent sei, entschloss sich der Verlag, das ambitionierte Editionsprojekt nach dem 3. Band einem anderen Herausgeber zu übertragen.In der Begründung strich die Verlagsleitung heraus, dass Clement sich vor allem durch sein stures Beharren darauf, dass man Anthroposophie nicht in einem naiven Sinne als Jenseitsschilderung verstehen könne, sondern als eine Fortbildung idealistischer Bewusstseinsphilosophie in der Tradition des deutschen Idealismus anzusehen habe, sowohl bei Anthroposophen wie auch bei wissenschaftlichen Kritikern der Anthroposophie unmöglich gemacht hat. „Steiner glaubte an Geister und an jenseitige Welten, so wie Sie und ich an Tische und Stühle. Das ist einfach so“, kommentiert jüngst Peter Staudenmaier, „wer das nicht anerkennt, kann nicht beanspruchen, ernsthafte und kritische Steinerforschung zu betreiben.“ Auch der weithin bekannte Anthroposoph Holger Niederhausen stimmte in die Kritik mit ein: "Was Steiner sagt, das ist so."Der Verlag will bis Ende April entscheiden, wer als Nachfolger Clements in Frage kommt. Neben Helmut Zander und Pietro Archiati, die bereits ihre Bereitschaft bekundet haben, sind auch der Enthüllungsanthroposoph Willy Lochmann und der Steiner-Experte Andreas Lichte im Gespräch.


(Quelle: Der Europäer, Jg. 19/4, 1. April 2015)

Sonntag, 29. März 2015

Rudolf Steiners Erkennen und Clements Deutung - Holger Niederhausen


Rudolf Steiners Erkennen und Clements Deutung


Eine Entgegnung auf eine aktuelle Darstellung Clements.


Inhalt

Clements Aussagen

Berkeley, Kant, Hegel – oder Steiner?

Mentale Bilder und abhängige Wesenheiten

„Innenerfahrung“ zwischen Selbstverständlichkeit und Verengung Steiners


Clements Aussagen

In einer aktuellen Stellungnahme auf eine Besprechung seiner Einleitung zur SKA 7 schreibt Christian Clement Folgendes (meine Übersetzung folgt unten):


What I actually have said in my introduction is this: what Steiner describes as “spiritual beings” can not adequately be understood if we think about it as “things” or "objects" in some transcendent realm called “the spiritual world”, that exists separated from and independent of the "I" that perceives and knows it. Based on Steiner's epistemological framework, which he outlined in his philosophical writings, both the “spiritual world” and the “sensual (material) word” must be understood as metaphorical expressions for two states of consciousness, two modes in which the “I” experiences itself. Hence, both modes (and their particular contents) do not exist separated from or independent of the “I” which constructs, perceives and interprets them.
In other words: the "angle" - as angle - exists only as long as a human being is there to imagine it, just as a tree falling in the forest only makes a sound as long as there is a human being to hear it. And just as there are only "tables and chairs" in the "physical world", as long as a human being conceives of them. - This does not mean that the reality that manifests itself as the imagination of the angle or the perception of the sound or the mental image of the chair does not exist.Based on this interpretation of Steiner's epistemological framework, I have argued: when Steiner says: "there are angels in the spiritual world”, what he actually means is: "one can have certain inner experiences and describe those experiences as perceptions of spiritual beings and their deeds." The "angle" in the "spiritual world" is an objectification of an inner experience, just as the "chair" in the "physical world". It is a subjective representation of an objective act, just like the sound of the falling tree.In my introduction I made the case, that Steiner's text are to be read with this kind of awareness. If this is not done, these texts can be misunderstood as revelations about a transcendent reality or as naive metaphysical speculations. Many uncritical anthroposophists read them in the first way, many critics in the second - und both are, in my opinion, missing the point. The first misreading turns Steiner into a prophet, the other turns him into a fool or a con-man. Both readings, however, can not be substantiated if our understanding of anthroposophy is solely based on Steiner's published writings.Now, one can question whether this is a correct interpretation of Steiner's epistemological framework, and I do welcome any argument trying to refute it. But it is misleading and distorting to suggest this to mean that, according to Clement, Steiner "did not believe in supersensible perception or spiritual beings". On the contrary: Clement tries to understand Steiner's notions of supersensible perception and spiritual beings as integrated into his philosophical framework of human cognition.


Was ich in meiner Einleitung tatsächlich gesagt habe, ist: Was Steiner als „geistige Wesen“ beschreibt, kann nicht adäquat verstanden werden, wenn wir hier an „Dinge“ oder „Objekte“ in irgendeinem transzendenten Reich namens „geistige Welt“ denken, das getrennt von und unabhängig vom „Ich“, welches es wahrnimmt und kennt, existieren würde. Basierend auf Steiners Erkenntnistheorie, die er in seinen philosophischen Schriften darstellte, müssen sowohl die „geistige Welt“ als auch die „sinnliche (materielle) Welt“ als metaphorische Ausdrücke für zwei Bewusstseinszustände, zwei Arten, in denen das „Ich“ sich selbst erlebt, verstanden werden. Daher existieren beide Arten (und ihre jeweiligen Inhalte) nicht getrennt oder unabhängig vom „Ich“, das sie konstruiert, wahrnimmt und interpretiert.
Mit anderen Worten: Der „Engel“ – als Engel – existiert nur, solange ein Mensch da ist, der ihn sich vorstellt/imaginiert, genauso wie ein Baum, der im Wald umstürzt, nur ein Geräusch macht, solange ein Mensch da ist, der es hört. Und genauso wie es nur solange „Tische und Stühle“ in der „physischen Welt“ gibt, wie ein Mensch sie sich denkt. – Dies bedeutet nicht, dass die Realität, die sich als die Imagination des Engels oder Wahrnehmung des Geräusches oder mentales Bild des Stuhls manifestiert, nicht existiert.
Basierend auf dieser Interpretation von Steiners erkenntnistheoretischem Werk, habe ich behauptet: Wenn Steiner sagt: „in der geistigen Welt gibt es Engel“, meint er eigentlich: „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben und solche Erfahrungen als Wahrnehmungen geistiger Wesen und ihrer Taten beschreiben.“ Der „Engel“ in der „geistigen Welt“ ist eine Vergegenständlichung einer inneren Erfahrung, so wie der „Stuhl“ in der „physischen Welt“. Es ist eine subjektive Repräsentation eines objektiven Aktes, wie das Geräusch des fallenden Baumes.
In meiner Einleitung habe ich dafür plädiert, dass Steiners Text mit dieser Art von Bewusstsein zu lesen ist. Wenn dies nicht getan wird, können diese Texte als Offenbarungen einer transzendenten Realität oder als naive metaphysische Spekulationen verstanden werden. Viele unkritische Anthroposophen lesen sie auf die erste Weise, viele Kritiker in der zweiten – und beide verfehlen meiner Meinung nach den eigentlichen Punkt. Die erste Missdeutung verwandelt Steiner in einen Propheten, die andere in einen Narren oder Schwindler. Beide Lesarten jedoch lassen sich nicht erhärten, wenn unser Verständnis von Anthroposophie sich nur auf Steiners veröffentliche Schriften stützt.
Nun, man kann sich fragen, ob dies eine korrekte Interpretation von Steiners erkenntnistheoretischem Werk ist, und ich begrüße jedes Argument, das versucht, sie zu widerlegen. Doch es ist irreführend und sinnentstellend, zu meinen, Steiner habe laut Clement „nicht an übersinnliche Wahrnehmung oder geistige Wesen geglaubt“. Im Gegenteil: Clement versucht, Steiners Bemerkungen über übersinnliche Wahrnehmung und geistige Wesen im Zusammenhang mit seinem philosophischen Werk über das menschliche Erkennen zu verstehen.

Auto ist das Selbst
Hmmm ich war nicht dabei, habe auch kein Laut gehoert im Wald, ist es nun geschehen oder nicht?
Als die Versicherungen so redenierten wie ein Claimentein, wurden die sehe sehr reich sein. :)



 Berkeley, Kant, Fichte, Hegel – oder Steiner?
Das Problem ist, dass es bei Clement nach wie vor unklar bleibt, was er eigentlich exakt meint und wie seiner Deutung nach der Zusammenhang zwischen den höheren Wesenheiten und dem „Ich“ exakt zu denken ist.
Clement drückt sich zwar relativ exakt aus – aber gerade in dieser entscheidenden Frage reicht dieser Grad an Exaktheit nicht, um nicht doch wiederum gewaltig unterschiedliche Deutungen zuzulassen.
Der fallende Baum macht nur ein Geräusch, solange ein Mensch da ist, der es hört? Schon das ist bereits nicht wahr. Selbst wenn kein Mensch da wäre, der es hört, würden die Tiere des Waldes es sehr wohl hören – nur vielleicht nicht auf menschliche Art. Dennoch macht der fallende Baum auch für Tiere ein Geräusch.
„Tische und Stühle“ sind nur so lange da, wie ein Mensch sie sich denkt? Wo ist hier der Zusammenhang mit Steiners Erkenntnistheorie, mit Steiners Beschreibung des Erkennens? Rudolf Steiner sagt etwas völlig anderes. Er sagt: Die menschliche Organisation reißt die Wirklichkeit in zwei Teile auseinander: Wahrnehmung und Denken. Würde der Mensch nur die Wahrnehmung haben, gäbe es für ihn keine Tische und Stühle – das Denken fügt jedoch der Wahrnehmung den Begriff hinzu, in dem das Wesen der Dinge lebt, es führt den Menschen in die volle Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit ist nicht nur dann da, wenn ein Mensch sie erkennt – und auch Tische und Stühle sind nicht nur dann da, wenn ein Mensch „sie sich denkt“. Sehr wohl aber ist das menschliche Erkennen nicht nur ein wirkungsloses Abbilden einer Wirklichkeit, sondern der erkennende Mensch wird selbst wiederum eine Wirklichkeit und stellt in die gesamte Wirklichkeit eine ganz neue Wirklichkeit hinein: das menschliche Erkennen.
Gegen einen Berkeley trat Steiner auf – der den Baum nur existieren lassen wollte, wenn ein Mensch ihn sich vorstellt. Gegen einen Kant trat Steiner auf, der hinter den Dingen noch ein transzendentes, nie erkennbares Eigensein („Ding an sich“) postulierte. Dass der Mensch im Erkennen mit den Dingen, mit der Welt wirklich verbunden ist – das wollte er in philosophischen Begriffen deutlich machen und die Menschen erleben lassen.
Clements Deutung dagegen enthält einen neuen Dualismus: Der Mensch begegnet im Erkennen letztlich immer nur seinem eigenen Erkennen, niemals aber dem, was sich darin eigentlich manifestiert. Zwar manifestiert sich etwas, aber im Erkennen metamorphosiert es sich immer schon zu dem, was das Ich erkennt, wobei in das Erkennen des Ich immer das Ich selbst einfließt, so dass das Erkennen immer vor allem Selbst-Begegnung ist, vom Selbst gefärbtes Erkennen von etwas, was aber nie „an und für sich“ erkannt wird. Das ist wieder ganz Kant, Fichte oder Hegel (je nachdem), aber nicht Steiner.
 Mentale Bilder und abhängige Wesenheiten
Steiner hat nicht vom mentalen Bild des Stuhls gesprochen, sondern vom Stuhl – und zwar, genauer, sogar vom Wesen des Stuhls. Der erkennende Mensch ist nicht getrennt von der Wirklichkeit, er vereinigt sich mit ihr erkennend in tiefstem Sinne. „Mentale Bilder“ sind keine Vereinigung, sondern ein neuer Dualismus, denn sie implizieren eine transzendente Wirklichkeit, die eben gerade nicht erreicht wird. „Es hat mit der Natur der Dinge nichts zu tun, wie ich organisiert bin, sie zu erfassen.“ (Steiner). Das mit der Wahrnehmung sich vereinigende Denken erfasst die Natur der Dinge, nicht nur mentale Bilder. Der Mensch lebt erkennend innig vereint mit der Wirklichkeit.
Der Engel existiert nur, wenn der Mensch ihn imaginiert? Was will Clement hier exakt sagen? Meint er, die Imagination des Engels existiert nur, wenn sie existiert? Oder meint er, der Engel selbst existiert nur, wenn der Mensch ihn imaginiert? Und wenn der Mensch (der Geistesforscher, Steiner) erkennt, dass der Engel der Hüter des Schicksals ist, existiert das Schicksal vorher gar nicht? Was exakt will Clement sagen?
Clement deutet Steiner: „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben und solche Erfahrungen als Wahrnehmungen geistiger Wesen und ihrer Taten beschreiben.“ – Was ist damit nun eigentlich in Bezug auf die geistigen Wesen und ihre Taten gesagt? Dass sie existieren? Dass sie nicht existieren? Dass sie nur in der inneren Erfahrung des Menschen existieren? Oder nur als innere Erfahrung? Und wenn ein Mensch diese Erfahrung nicht macht? Und wenn kein Mensch sie gemacht hätte, nicht einmal Rudolf Steiner?
Oder will er sagen, dass die Erfahrungen, die Rudolf Steiner gemacht hat und die er als geistige Wesen und ihre Taten beschrieb, bereits Deutungen waren? Dass Rudolf Steiner seine Erfahrungen als geistige Wesen und ihre Taten gedeutet hat und man sie mit demselben Recht auch ganz anders deuten könnte? Was genau ist eigentlich der Gehalt von Clements Aussagen – worauf genau will er hinaus, was exakt will er deutlich machen?
Der Mensch hat innere Erlebnisse – und er sagt: „Dies ist ein Tisch.“ Der Mensch hat innere Erlebnisse und sagt: „Dies war ein Engel.“ Auf die Worte kommt es nicht an, sondern auf das, was der Mensch in dem einen und dem anderen Moment erkannt hat. Im Erkennen ist der Mensch mit der Wirklichkeit verbunden.
Die höheren Wesenheiten sind zunächst gewiss nicht abhängig vom menschlichen „Ich“, denn ihrem Wirken verdankt der Mensch überhaupt erst, dass er ein „Ich“ werden konnte und lernen konnte, mit diesem „Ich“ immer mehr ein bewusst Erkennender zu werden. So gesehen ist also der Mensch zunächst ganz und gar abhängig von diesen höheren Wesenheiten gewesen – und ist es in vielerlei Hinsicht, etwa in Bezug auf die Leibesvorgänge zwischen Leben und Tod, um nur ein Beispiel zu nennen, immer noch.
Erkannt werden können diese höheren Wesenheiten nur durch die Aktivität des Ich – was fast eine Tautologie ist, denn das Ich ist nun einmal die Instanz, die das Erkennen zu einer Wirklichkeit machen soll. Aber das Erkennen zu einer Wirklichkeit zu machen, bedeutet nicht, das Erkannte zu einer Wirklichkeit zu machen – es sei denn als Erkanntes für den Erkennenden. Der Erkennende erkennt, dass der Tisch ist – aber er hat ihn nicht erschaffen, er hat nur das Erkennen des Tisches im Ich realisiert und so gesehen erschaffen. Nun ist sein Erkennen des Tisches ein Teil der gesamten Wirklichkeit (geworden).
„Innenerfahrung“ zwischen Selbstverständlichkeit und Verengung Steiners
Wenn man hier nicht exakt differenziert, kommt man durch alle weniger exakten Deutungen Steiners sofort wieder in einen neuen Konstruktivismus, in einen neuen Dualismus, in neue transzendente Welten etc. hinein – aber Rudolf Steiners Erkenntnistheorie hat damit nichts zu tun.
Wenn Clement anders verstanden will, als es hier auseinandergesetzt worden ist, muss er sich exakter ausdrücken. Nach wie vor weist jedoch alles darauf hin, dass er ganz andere Erkenntnistheorien mit derjenigen Rudolf Steiners amalgamieren will, was aber letzterem niemals gerecht werden kann – auch und gerade nicht dem frühen Steiner und seinen erkenntnistheoretischen Schriften.
Wenig zielführend ist auch Clements Hinweis auf die angeblich sonst nur offenstehende Dualität zwischen „Offenbarungen einer transzendenten Realität“ oder „naive metaphysische Spekulationen“. Es ist jedem Anthroposophen klar, dass Steiners geistige Forschung und Geistesschau „innere“ Erlebnisse sind – aber ebenso klar ist es, dass bereits jeder Erkenntnis eines „Tisches“ innere Erlebnisse entsprechen: Wahrnehmung und Denken. Zugleich fallen aber bereits hier „innen“ und „außen“ in sich zusammen, ohne dass sie sinnlos werden – aber so, wie der Tisch außerhalb erlebt wird, kann ebenso gut das Ich als außerhalb erlebt werden, „bei den Dingen“.
In gleicher Weise bekommen „innen“ und „außen“ auch im geistigen Erleben eine völlig andere Bedeutung. Wenn Clement jedoch schreibt „Man kann bestimmte innere Erfahrungen haben...“, so ist er es, der den Begriff des „Innen“ verabsolutiert und nicht erkennt, wie er gerade an diesem Punkt beginnt, Steiner zu begrenzen und zu verengen – auf seine persönliche Deutung. Clement verabsolutiert hier die „inneren Erfahrungen“, wodurch alles, was dann folgt, subjektiver wird, als es von Steiner und in seiner Erkenntnistheorie dargestellt worden ist.
Wenn man Steiner hier ernster nimmt als Clement, bedeutet dies in keiner Weise, dass man in einen naiven metaphysischen Realismus zurückfällt oder aber Steiner zu einem Propheten macht. Es bedeutet nur, Steiner zu verstehen. Weder bedeutet Steiners Erkenntnistheorie, sich höhere Wesenheiten wie „Dinge“ vorzustellen, noch bedeutet ein Verstehen Steiners, seine späteren Schilderungen als „Offenbarungen einer transzendenten Realität“ hinzunehmen. Transzendent-unzugänglich ist diese Realität jedoch zunächst für denjenigen, der die Wahrnehmungsorgane noch nicht hat, die notwendig sind, damit sich die höheren Wesenheiten dem „inneren“ Erleben des Ich offenbaren können. Ebenso transzendent ist jedoch einem, der die Augen geschlossen hat, das Reich der Farben. Polemik ist hier sinnlos.
Diese Stuhl besteht nur als Bild.
Quelle 

Dienstag, 24. März 2015

Christian Clement und die SKA - Holger Niederhausen

Christian Clement und die SKA

Update

05.06.15 A Eine neue Runde in Clements Bewusstseins-Karussell. Verdeutlichungen zu einem wiederum völlig irreführenden Clement-Kommentar.

13.04.15 A Clements Parallelwelt. Von neuen Versuchen, Rudolf Steiners Anthroposophie zurechtzustutzen. 
12.04.15 A Abschließendes zum Eggert-Blog. Über nicht mehr ernst zu nehmende Methoden und Blogs.08.04.15 A Clement verschwindet, und der Eggert-Blog wird Sperrgebiet. Über das sehr seltsame Gebaren der "Modernisten".
07.04.15 A Wie die geistige Welt heute geleugnet und missdeutet wird. Eine kleine Schule des klaren Denkens und Unterscheidungsvermögens.
07.04.15 A Christus und das menschliche Denken. [Rz Mosmuller]
07.04.15 A Wie die geistige Welt heute geleugnet und missdeutet wird. Eine kleine Schule des klaren Denkens und Unterscheidungsvermögens.
05.04.15 A Auferstehung. Gedanken zum Ostergeheimnis und zum künftigen Zeitalter der Brüderlichkeit.03.04.15 A Kern-Aussagen Clements und die nie beantworteten Fragen. Steiner-Deutung zwischen Hochmut und inhaltlicher Blässe. 03.04.15 A Clements Universal-Ich und die abstrakte Leere seiner „geistigen Ich-Welt“.Rückblick auf ein Passionszeit-Drama in fünf Akten.

01.04.15 A Der neue Kampf zwischen Realismus und Nominalismus. Vom Ringen um konkrete Begriffsbildungen und spöttischen Konstruktivisten.

01.04.15 A Clement trifft einen Kritiker. Eine ernste Glosse zwischen erstem April und Karmittwoch (als Christus von Judas verraten wurde).

31.03.15 A Die Widerlegung von Clements Thesen. Zum Nachweis der Unvereinbarkeit von Clements Thesen und Rudolf Steiners Anthroposophie.

31.03.15 A Neue Diskussion um das Ich und die höheren Wesenheiten. Fortsetzung zu der entscheidenden Frage in Bezug auf Clements Thesen.

30.03.15 A Bewegung auf dem Eggert-Blog. Über den Stil meiner Aufsätze, Anthroposophen, die Anthroposophie und Clements Thesen.

28.03.15 A Rudolf Steiners Erkennen und Clements Deutung. Eine Entgegnung auf eine aktuelle Darstellung Clements.

26.03.15 A Eggerts Missbrauch Kühlewinds für seine neue „Anthroposophie“. Neue „dumpfe Stimmungsmache“ auf dem „Egoisten-Blog“.

17.03.15 A Verteufelung des Intellekts? Typische Missverständnisse modern sein wollender Steiner-Interpreten.

15.03.15 A Clements Begegnung mit Rudolf Steiner. Eine ernste Humoreske.

15.03.15 A Symptomatische Äußerungen Clements. Sein Verständnis und seine Haltung zu Rudolf Steiner, der Anthroposophie und anderen Haltungen.

14.03.15 A Clements Steiner von 1902 und die Geisteswissenschaft. Clements entscheidende Denkfehler und die Frage höherer Wesenheiten.

11.03.15 A Selbst-Offenbarungen Clements und der blinde Verstandes-Fleck. Weiteres über die SKA und Clements Grundthesen und Grundhaltung.

09.03.15 A Interpretation oder Nachfolge – intellektuelle Wissenschaft oder Geistesweg? Weitere Gedanken über das Wesentliche und die Irrtümer.

09.03.15 A Das eigentliche Problem der SKA und verwandter Projekte. Anthroposophie, Rudolf Steiner und ihre Interpretatoren.

15.11.14 A Was schreibt Clement außerhalb der SKA? Oder: Über die Frage nach dem Zugang zu Rudolf Steiner.

15.11.14 A Was schreibt Christian Clement wirklich über Rudolf Steiner? Über die Einleitung zur SKA 5.

29.09.14 A Die Vernichter der Anthroposophie unter sich. Clement, Zander & Co – von selbsternannten Experten und ihrem intellektuellen Hochmut.

29.11.13 A Zur „Kritischen Steiner-Ausgabe“ (SKA). Intensive Einblicke in ein kritisches Projekt.

Clements Begegnung mit Rudolf Steiner - Holger Niederhausen


Clements Begegnung mit Rudolf Steiner



Eine ernste Humoreske.


Clement, eines Nachts aufwachend, oder noch träumend, wer weiß es? Die Gestalt Rudolf Steiners steht vor ihm und fragt ihn:


„Was tust du?“


(Clement, erschrocken, aber sofort kritisch): „Moment, ich will dich einmal anfassen.“


(Die Gestalt Steiners, etwas zurückweichend): „Noli me tangere!“


(Clement, erstaunt): „Ich dachte, du kannst kein Latein?“


„Du dachtest und denkst Vieles. Aber ich frage dich wieder: Was tust du?“


(Clement, sich innerlich ermannend und äußerlich in die Brust werfend): „Ich verteidige den wahren Steiner, äh, dein wahres ... Ich ... gegen naive Phantasten.“


„Große Worte...“


„Ja – und ein modernes Bewusstsein!“


„Hast du gelesen, was ich über Luzifer gesagt habe?“


„Nun – deine Vorträge nehme ich nicht ernst. Und Luzifer – ich bitte dich!“


„Das ist deine Sache. Du kannst, wenn du magst, auch beim gewöhnlichen Hochmut bleiben. Wo ist dein modernes kritisches Bewusstsein da? Siehst du ihn?“


„Ich? Ich bin doch nicht hochmütig! Ich bin nur sicher, dass mein modernes, kritisches Bewusstsein der Wahrheit näher ist als das naive Bewusstsein der naiven Steiner-Jünger.“


„Für die Wahrheit kommt es nicht darauf an, was man geglaubt hat. Eine Unwahrheit ist und bleibt im Geistigen ein Mord an der Wahrheit.“


„Ich sagte, ich bin sicher – ich glaube nicht.“


„Du sagtest, du bist sicher, der Wahrheit näher zu sein...“


„...als jene Naivlinge, ja.“


„Woher weißt du, dass es Naivlinge sind?“


„Ich bitte dich!“


„Du bittest ganz schön viel – aber alles ist Hochmut. Würdest du einmal wirklich bitten, es würde dir vielleicht auch gegeben werden.“


„Ha, ha, ha.“


„Das war kein Witz, sondern tiefer Ernst. Leider fehlt dir aber nicht nur in dieser Frage alles Unterscheidungsvermögen.“


„Wieso?“


„Bloß weil man sicher ist, der Wahrheit näher zu sein als jemand anders, sagt das überhaupt nichts. Sicherheit ist zunächst ein völlig subjektives Gefühl. Wie kannst du es kritisch und wissenschaftlich beurteilen?“


„Nun, alle Indizien sprechen dafür.“


„Welche?“


„Deine entscheidenden Aussagen von 1902, dein ganzes Frühwerk, die naive Gläubigkeit der dogmatischen Steiner-Jünger...“


„Ein Riesengebäude von Illusionen...“


„Ja, sie glauben an ein –“


„Nein du! Du hast dir ein Riesengebäude an Illusionen zurechtgezimmert. Und natürlich nicht du allein. Aber es ist sinnlos, das jetzt zu differenzieren.“


„Aber...“


„Illusionen und Hochmut! Mit einem ungeheuren Hochmut verurteilst du jene deiner Menschenbrüder, die dir an kritischem Bewusstsein vielleicht mehr voraus haben, als du je ahnen würdest, dieses aber in richtiger Weise einsetzen. Mit einem ungeheuren Hochmut glaubst du, mit wenigen Sätzen mein ganzes Wesen und Erkennen erfasst zu haben und all mein Erkennen, das über mein Frühwerk hinausgeht, lächerlich machen zu können. Dir liegt nur an meinen Schriften? Dann studiere einmal meine ‚Leitsätze’ – eine Frucht all meines Erkennens.“


„Ich bitte dich...“


„Luzifer lässt dich nicht aus seinen Klauen. Ich sage es dir dennoch, als Keim für ein künftiges Leben gebe ich es dir: Das moderne Bewusstsein ist nicht dazu da, das heilige Erkennen herabzuziehen, sondern sich bis zu ihm zu erheben. Wenn du es nicht vermagst, meine ‚Leitsätze’ und was ich über Michael gesprochen habe, mit dem modernen Bewusstsein so zu verbinden, dass du mich nicht lächerlich machst, sondern jedes einzelne Wort voll ernst nimmst, hast du die Probe der geistigen Welt nicht bestanden.“


„Welche Probe?“


„Die Probe, ob das moderne Bewusstsein weit genug entwickelt ist, um sich von den Widersachern zu befreien.“


„Ich bitte dich...“


„In diesem Leben ist keine Hoffnung mehr...“


„Aber man kann doch nicht in das naive Bewusstsein zurückfallen.“


„Das sagt auch niemand – und tut auch niemand.“


„Aber die Naivlinge...“


„Manche Irrtümer sind nicht zu heilen...“


„Das meine ich ja gerade.“


„Ich spreche von deinen Irrtümern. Du brauchst den Glauben an die Naivlinge – die du in deiner derzeitigen Heimat ja auch vielfach um dich hast –, aber du brauchst den Glauben, dass auch Jene, die mich wahrhaft ernst nehmen, Naivlinge seien, weil sonst dein ganzes Weltbild zusammenbrechen würde und du mit all deinem modernen, kritischen Bewusstsein vor dem Nichts stehen würdest. Ich aber sage dir, dass das kritische Bewusstsein selbst niemals die geistige Welt betreten und schauen können wird, dass es aber dennoch einen tiefen Sinn in der Menschheitsentwickelung hat, denn seine Frucht ist gerade das Unterscheidungsvermögen.“


„Na also!“


„Ja, aber nur, wenn man es zur Frucht werden lässt. Behält man es so, wie es ist, wird es verfaulen wie ein blindes, unfruchtbares Korn. Es soll eine Frucht bringen. Du aber klammerst dich mit aller Macht an das, was du jetzt hast – und dein Hochmut wächst von Tag zu Tag weiter. Wer da die Frucht verdirbt und den Keim blind und unfruchtbar hält, brauche ich dir wohl nicht zu sagen.“


„Dieser ganze Kram von Luzifer etc. – das sind doch alles nur Bewusstseinszustände des Menschen selbst.“


„Es wäre schon ein ungeheurer Schritt, wenn du wenigstens diese in dir erkennen könntest. Wer sie außer dir – und dennoch mit dir – noch verursacht, das wirst du in diesem Leben nicht mehr begreifen.“


„Was soll dieses ständige Gerede?“


„Jeder Mensch muss einmal durch eine Inkarnation gehen, in der er von der geistigen Welt völlig abgeschnitten ist. Während viele deiner Brüder und Schwestern längst weiter sind als du...“


„Aber führende Anthroposophen in Dornach unterstützen meine Arbeit.“


„Ich bitte dich!“


„Ha! Jetzt bist du hochmütig.“


„Nein, ich weise nur darauf hin, wie du völlig naiv der Meinung erlegen bist, dass die, die deine Arbeit unterstützen, vernünftiger als die anderen seien – und dass irgendwelche Menschen in Dornach heute noch eine Garantie wären, dass meine Arbeit ernst genommen und verstanden würde.“


„Wie auch immer! Ich lasse mir von dir weder den Mund noch das kritische Denken verbieten. Wer bist du überhaupt? Eine Illusion!“


„Glaube, was du willst. Ich bin nicht gekommen, um dir etwas zu verbieten, sondern nur, um dich auf die Wahrheit hinzuweisen. Kennst du das Christus-Wort: ‚Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.’? Die ‚götterschaffende Tätigkeit’ ist bei dir gewissermaßen abgestorben. Dennoch hat dein ach so modernes Bewusstsein Vorstellungen geboren, die nun deine Kinder sind, von denen du nicht mehr loskommst und die du mehr liebst als die Wahrheit. Die Wahrheit drängt sich nicht auf. Sie will erkannt werden. Wer sie nicht erkennen will – den lässt sie ziehen, auf der breiten Straße des Irrtums. Früher oder später wirst auch du eine Sehnsucht nach der wirklichen Wahrheit empfinden. Dann wirst auch du beginnen, deinem wahren Selbst näherzukommen. In diesem Leben jedoch führt dich jemand noch den anderen Weg...“


„So ein Blödsinn!“


„Ja, du magst wüten, fluchen, spotten – was auch immer. Es fällt alles auf dich selbst zurück und wird zu Hindernissen auf deinem wahren Weg.“


„Aber ich habe das wahre Menschenwesen doch mehr begriffen als irgendeiner dieser –“


„In diesem Leben nicht mehr...“


Die Gestalt Steiners verschwindet. Nach ihr taucht kurz eine hämisch grinsende Fratze auf. Clement meint für einen Moment, ein lautloses diabolisches Lachen zu erleben – dann verdrängt sein kritisches Denken diesen Eindruck, und er findet sich wieder ganz im „modernen“ Bewusstsein vor.


Seltsam leer fühlt er sich für einige Sekunden, das Gefühl einer tief verborgenen Unsicherheit lässt ihn für einen Moment ahnen, was echte Fragen wären ... dann schüttelt er auch dies ab und ist wieder ganz der Alte...







mit freundliche Zustimmung von Holger Niederhausen, Quelle