Sonntag, 5. April 2015

Nachlassverwaltung wohin? 2. Folge, Ostern 2015 - Steiner soll nach Hoffmann Christus ein kranker Instinkt zugeschrieben haben.

Nachlassverwaltung wohin? 2. Folge, Ostern 2015


Quelle: Rudolf Steiners Hadesfahrt und Damaskuserlebnis David Marc Hoffmann (S 108)

David Marc Hoffmann


Arnold Sandhaus


„Die Mitglieder des Vereins der Nachlass-Verwaltung

haben darüber zu wachen, dass die Herausgabe

des Werkes von Rudolf Steiner nach Möglichkeit

und bestem Wissen und Gewissen in dessen Sinn

erfolgt.“ (aus: Übereignungsvertrag Marie Steiners)

Die Entwicklungen in der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung führten schon zu der
Zusammenarbeit mit dem Herausgeber der sgn. «Kritische Steiner Ausgabe». Jetzt führen sie auch zu einem Rechtsformwechsel der Nachlassverwaltung in eine Stiftung, wodurch die Mitglieder der Nachlassverein abgedankt werden, bzw. sich abdanken. «Nachlassverwaltung wohin?» («Ein Nachrichtenblatt» 22. März 2015, Nr. 6) widmete sich diesem Thema.
Nun erwähnte ich darin kurz die Aussage David Marc Hoffmanns, Rudolf Steiner hätte Jesus Christus als kranken Instinkt bezeichnet.1 Daraufhin bekam ich den Hinweis, dass Hoffmann bereits im Jahre 2000 ähnliches behauptete in einem in «Das Goetheanum» erschienenen Aufsatz2, und zwar mit dem gleichen angeblichen "Steiner-Zitat" als "Beweis".
So erscheint es mir jetzt doch notwendig tiefer auf dieses Thema, welches Hoffmann

immerhin seit bald 15 Jahre beschäftigt, einzugehen.
 "Kranker Instinkt"
In «Rudolf Steiners Hadesfahrt ....» präsentiert Hoffmann die Sache wie folgt:
«...Und im Zusammenhang mit Nietzsche hat Steiner den Dualismus als krank bezeichnet: "Menschen mitkranken Instinkten haben die Scheidung von Geist und Körper vorgenommen. Ein kranker Instinkt nur kann sagen: mein Reich ist nicht von dieser Welt. Eines gesunden Instinktes Reich ist nur diese Welt."77
Dies ist eine Bezugnahme auf Jesu Antwort an Pontius Pilatus: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 19.36).Steiners Aussage bezeichnet also mithin Jesus Christus als kranken Instinkt.»

Hoffmanns Behauptung formt den Abschluss der 4. Absatz, mit der Überschrift «Antichristentum in Anlehnung an Nietzsche». Liest man aber das Zitat Steiners in seinem Zusammenhang3 , dann stellt sich heraus, dass Rudolf Steiner an dieser Stelle nicht selbst spricht aber Nietzsche referiert. In dem ganzen 15. Absatz nimmt Steiner den Leser in Nietzsches Gedanken mit. Und wenige (6) Zeilen weiter, im 16. Absatz, fasst Steiner Nietzsches Gedanken abschließend zusammen, indem er sagt:
«Was für Ideale haben sie doch geschaffen, diese Verächter der Wirklichkeit! Fassen wir sie ins Auge, die Ideale der Asketen, die da sagen: wendet ab euren Blick vom Diesseits und schaut nach dem Jenseits! Was bedeuten asketische Ideale? Mit dieser Frage und den Vermutungen, mit denen er sie beantwortet, hat uns Nietzsche am tiefsten hineinblicken lassen in sein von der abendländischen neueren Kultur unbefriedigtes
Herz. («Genealogie der Moral», 3. Abhandlung.) »
Im Goetheanum Artikel «Rudolf Steiners Nietzsche-Begegnung ...» zieht Hoffmann den
gleichen Satz aus GA5 heran und folgert:
«Die Übereinstimmung mit Nietzsche ging so weit, daß Steiner in seinem Buch gar das Christuswort «Mein Reich ist nicht von dieser Welt» als Äußerung eines kranken Instinktes bezeichnet hat! »
Zwei Mal - dazwischen liegen 11 Jahre - stellt Hoffmann das gleiche als Rudolf Steiners
Zitat dar und führt uns hiermit in die Irre. Die Behauptung ist ihm so wichtig, dass er ihr in 2000 ein Ausrufezeichen hinzufügt, in 2011 bildet sie den Schlusssatz eines Kapitels; zwei Mal prominent dargestellt.

Jetzt stellen sich mehrere Fragen

  Ist es möglich, dass David Marc Hoffmann, der die erweiterte Neuauflage von «Friedrich Nietzsche ein Kämpfer gegen seine Zeit» im Jahr 2000 selbst besorgte, nicht bemerkt hat, dass Steiner hier Nietzsche referiert? Kann es sein, dass ein erfahrener Philologe (man erinnere sich Hoffmanns strenger Handhabung der hermeneutischen Grundgesetze4) nicht bemerkt, wo ein Autor referiert oder wo dieser selbst spricht?Hat in der Zeit zwischen 2000 und 2011 niemand Hoffmann auf diesen Fehler hingewiesen? Ist ihm nicht aufgefallen, dass Steiner sogar die Quelle, nämlich «Genealogie der Moral, 3.Abhandlung» angibt? Jetzt, wo es sich nun wirklich um eine Quelle handelt (ich denke an der von Hoffmann hoch bewunderten Quellensuche Clements 5), hätte Hoffmann dies nicht bemerkt? Kennt er Nietzsches «Genealogie der Moral» nicht? Das ist eher unwahrscheinlich, denn Hoffmann, Präsident des Stiftungsrates des Nietzsche-Haus in Sils-Maria, gilt als Nietzsche-Kenner.Dann bliebe die zweite Möglichkeit, dass Hoffmann es wusste und es absichtlich so darstellte. Dann wäre seine Behauptung eine gewollte, bösartige Verleumdung Rudolf Steiners und damit eine äußerst merkwürdige Einleitung für seine Anstellung als Archivleiter des Rudolf Steiners Nachlassvereins. War es gar ein Test um zu sehen, ob es jemandem auffallen würde? Und keiner ist darüber gestolpert?Nein, es gibt bestimmt noch eine dritte Möglichkeit. Aber welche bloss?Die Sache ist wichtig genug, um Herrn Hoffmann hiermit dringend aufzufordern, sich hierzu öffentlich zu äußern. 

 Dornig

In der Zwischenzeit will ich mir noch die Frage stellen: Was treibt denn Hoffmann zu
diesem Thema? In einer kurzen Einleitung zum Goetheanumartikel schreibt er:
«Rudolf Steiners Nietzsche-Begegnung ist ein entscheidendes Kapitel in seiner Biographie. Vielleicht kann man sogar behaupten: Ohne Nietzsche keine Anthroposophie. Freilich ist das Thema derart dornig, daß es bisher weitgehend umschifft worden ist. Im Folgenden soll die zentrale Stellung von Nietzsches Philosophie
im Entstehungsprozess der Anthroposophie beleuchtet werden. »
"Dornig" sei also das Thema, Hoffmann weiss also, dass man es mit Feingefühl anfassen
sollte. Tut er das nun? Versucht er, der im Oktober 2012 Archivleiter der Rudolf Steiner
Nachlassverwaltung wird, einfühlsam der Leserschaft des «Goetheanum» Rudolf Steiners Begeisterung für Nietzsche verständlich zu machen? Versucht er liebevoll die Gründe des Mannes zu verstehen, dessen Nachlass jeden Tag sein Arbeitsfeld wird, und es teilweise schon war. Nein, das tut er nicht. Wohl wissend, dass für die kleinbürgerliche Seele (die Nietzsche so hasste), aber auch für die anthroposophische Seele, schon das Wort "Nietzsche" ein Dörnchen ist, wie auch die Worte "Antichrist", "Übermensch", "Gott nicht denkbar", "jede sittliche Weltenlenkung ablehnen", "an Gottes Stelle den freien Menschen", "ein Kämpfer für Nietzsche", "sich öffentlich vom Christentum lossagen". Alles Dornen, die ohne geduldige Erklärung sehr leicht falsch verstanden werden, und deswegen auch gerne von Journalisten aufgegriffen werden. Unerbittlich stapelt Hoffmann Beweis auf Beweis, Dorn um Dorn, so dass der Verdächtige (und auch der Leser als Jury) am Ende, stöhnend unter dieser Dornenkrone unmöglich abstreiten kann, dass er (Steiner) Nietzsche bedingungslos gelobt und geliebt habe. Einfühlsam zum Verständnis-Bringen ist nicht Hoffmanns Sache: Juristisch geht er vor. Und er ist von seiner eigenen Argumentation dermaßen eingenommen, dass er sich hinreißen lässt, stolz ein Hauptbeweisstück auf den Tisch zu legen, das keines ist.
An der Beweisaufnahme schließt Hoffmann dann die Spekulation, dass dies alles einen Sinn haben könnte im Verhältnis zu einer möglichen "Hadesfahrt" Steiners, die letztendlich zudem Neuen Jerusalem geführt hätte, denn "das Wohnen mit Gott im neuen Jerusalem" könne man als "ein visionäres Ziel der Anthroposophie" bezeichnen... Was soll man danoch sagen?

O Freude, o Bitternis

In «Mein Lebensgang» beschreibt Steiner mehrmals, wie schwer es war Verständnis zu
finden für die Entwicklungsnotwendigkeiten der Zeit. Und es kann den Leser verwundern, ja es kann ihn peinlich berühren, dass das Besondere, das Neue Rudolf Steiners so lange unbemerkt blieb, so sehr war die Welt eingeschlossen in Kleinmenschliches, Kleinbürgertum, Pflichtgefühl, kirchliche Moral usw. Inmitten dieser Dürre zeigt sich auf einmal ein Nietzsche, ein Mensch, der nicht aus Überlegung, sondern aus direktem Instinkt all das hasst und abweist, was den Menschen daran hindert, sich selbständig, individuell und frei zu entfalten. Und er tut dies so radikal, dass er daran zugrunde geht; auch diese Seite Nietzsches erlebt und beschreibt Steiner eindrucksvoll. Aber die Modernität Nietzsches war ihm wie ein Leuchtpunkt.
Dies alles scheint weit, weit entfernt von Hoffmanns Erlebniswelt: sogar Steiners Aussage «Denn Friedrich Nietzsche ist der modernste Geist, den wir haben.» klingt im "Munde" Hoffmanns - wiederum als Abschluss eines Absatzes - wie die Feststellung einer Straftat. "Ich möchte jeden Menschen aus des Kosmos Geist entzünden, dass er Flamme werde und feurig seines Wesens Wesen entfalte [...] O Bitternis, wenn das Menschending gebunden wird da wo er regsam sein möchte." 6 Aus diesem Gebundensein wollte Nietzsche sich rücksichtslos befreien; das hat Steiner erkannt.
Dies nun umzukehren und zu behaupten "Ohne Nietzsche keine Anthroposophie" ist einfach lächerlich. Ein solcher Gedanke kann nur entstehen in der Seele eines Philisters, der weder dieses Feuer, noch dieses Gebundensein selbst erlebt hat, und der weder für Friedrich Nietzsche, noch für Rudolf Steiner wirkliche Begeisterung empfindet.

Karwoche 2015

 1 D.M. Hoffmann, «Rudolf Steiners Hadesfahrt und Damaskuserlebnis. Vom Goetheanismus, Individualismus, Nietzscheanismus, Anarchismus und Antichristentum zur Anthroposophie» in: R. Uhlenhoff, Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2011. 

2 D.M. Hoffmann, «Rudolf Steiners Nietzsche-Begegnung und die Geburt der Anthroposophie. Zu FriedrichNietzsches 100. Todestag am 25. August.» Das Goetheanum. Wochenschrift für Anthroposophie, vom 3. Sept. 2000, Nr. 36.

3 Fußnote 77 verweist auf «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit», GA5, Kapitel DerÜbermensch, Ende des 15. Absatzes

4 Siehe A. Sandhaus, «Nachlassverwaltung wohin?» Ein Nachrichtenblatt 2015-65 Vergl. A. Sandhaus, «Das Quellenwunder» Die SKA im Lichte der Selbsterziehung. Der Europäer, März2015, Nr. 56 Rudolf Steiner, «Wahrspruchworte» GA40, Notizblatt 1925.

Ueber Hadesfahrt und Damaskuserlebnis Steiners in ein ganz anderes Perspektiv , empfehlenswert naechstes Buch:
September 1900. Das "Gestanden-Haben vor dem Mysterium von Golgatha" im Lebensgang Rudolf Steiners - Malte Diekmann

Bevor Rudolf Steiner sein Wirken als großer Geisteslehrer unserer Zeit beginnen konnte, mußte er in innerster geistiger Anteilnahme vor dem Mysterium von Tod und Auferstehung Christi zur Zeitenwende gestanden haben. Umstände und Hintergründe der Christus-Begegnung sind Thema dieser Schrift. Erstmals wird darin auch eine genauere zeitliche Einordnung gegeben - ein wichtiger Baustein für das Verständnis der inneren Entwicklung und der Lebensaufgabe Rudolf Steiners.

Samstag, 4. April 2015

Steiners eigen Deutung des Entstehens seines Buch Theosofie versus Entwurf für einen Ankündigungstext von SKA 6 CrCl


Wie kann Rudolf Steiners "Theosophie" heute kritisch verstanden werden?


Entwurf für einen Ankündigungstext von SKA 6: (unten der Text)

Beim Textkritischen Untersuchung durch Clement wurden unterstehende naehere Eingaben Steiners nicht beruecksichtigt, Weil Theosophie ein geschriebenes Buch ist und unterstehendes von Steiner spaeter in Vortraege genannt wurde. (diese sind also kein Thema von Textkritisches Untersuchungen und man kann deshalb ruhig spekulieren).

GA 254 ZWEITER VORTRAG, 11. Oktober 1915 Die Theosophische Gesellschaft, ihre mediumistischen Forschungsmethoden und der individuelle Erkenntnisweg der Geisteswissenschaft- Sonderzwecke gewisser Geheimorden - Das Fiasko des Spiritismus- Die besondere Persönlichkeit der Blavatsky - Die Gründung der Theosophischen Gesellschaft - Die Vorgeschichte der Gründung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaftund die Entwickelung der geisteswissenschaftlichen Bewegung.
GA 258 FüNFTER VORTRAG, Dornach, 14. Juni 1923 Der Antichristianismus und seine Heilung. Notwendigkeit eines neuen Mysterienweges, um das Mysterium von Golgatha zu erobern. Richtkräfte der zwei ersten Perioden. Bis 1907 mußte jeder Schritt für die Anthroposophie erobert werden gegen die Tradition der Theosophischen Gesellschaft. Beispiel: der Zeitbegriff im Kamaloka und das Buch «Theosophie». Der Münchner Kongreß 1907. Der indische Einschlag bei Blavatsky und Annie Besant und die kulturpolitisch egoistische Tendenz, das Abendland geistig durch den Orient zu besiegen. Der Orden «Stern des Ostens» und der Ausschluß der Anthroposophischen Bewegung von der Theosophischen Gesellschaft. Die Entwicklungsperiodender anthroposophischen Bewegung.

Exempel:


GA 254 ZWEITER VORTRAG, 11. Oktober 1915
Man hatte sich bei den Mitteilungen,die dazumal schon in der Theosophical Society veröffentlicht waren,auf Forschungen gestützt, die in gewisser Beziehung etwas mit mediumistischen Forschungen zu tun haben. Das heißt, es wurde eine Persönlichkeitin eine Art von mediumistischen Zustand gebracht, man kann nicht sagen Trance, aber in eine Art von mediumistischen Zustand,und es wurden dann auch die Bedingungen hergestellt, die es möglich machten, daß die Persönlichkeit, die sich nicht im gewöhnlichen Bewußtsein befand, doch Mitteilungen machte über dasjenige, was man mit dem gewöhnlichen Bewußtsein nicht erreichen kann. Auf diesem Wege waren die Mitteilungen in jener Zeit zustande gekommen, und dasbetreffende Mitglied der Theosophical Society meinte, daß Mitteilungen über vorgeschichtliche Ereignisse nur auf diesem Wege gewonnen werden und fragte daher, welche Persönlichkeit wir unter uns hätten,die wir in dieser Weise als ein Medium für solche Forschungen benützen können.Da ich ablehnen mußte, auf diesem Wege zu forschen und streng auf dem Boden des individuellen Forschens stand, und da ich dazumal schon alles lediglich durch eigenes persönliches Forschen gefunden hatte, so verstand mich die betreffende Persönlichkeit überhaupt nicht.Sie verstand nicht, um was es sich da handelte, sie verstand nicht, daß es sich um etwas anderes handelte als um das, was man in der Theosophischen Gesellschaft bisher getan hatte. Das war aber der Weg, der mir vorgeschrieben war: alles, was vorheriger Forschungsweg war, abzulehnen, und wenn auch mit Mitteln übersinnlicher Anschauungen, sodoch so zu forschen, wie man forscht, wenn man sich nur desjenigen bedient, was als Offenbarung gegeben werden kann der Persönlichkeit, die zugleich die Forscherpersönlichkeit ist. Es ist nach alledem, wie ich in die spirituelle Bewegung einzugreifen habe, nichts anderes möglich, als in strengster Weise diese Ihnen oft geschilderte, für die moderne Welt und für die gegenwärtige Menschheit zweifellos notwendige Forschungsmethode geltend zu machen. Sie sehen:Bedeutsames trennt die ganze Forschungsmethode der Geisteswissenschaft von den Wegen, die in der Theosophical Society eingeschlagenworden sind.


GA 258 FüNFTER VORTRAG, Dornach, 14. Juni 1923 

Nun muß man sich nur klar darüber sein, welche Stellung die auftretende Anthroposophie diesen Menschen, diesen heimatlosen Seelen gegenüber hatte. Nicht wahr, das waren suchende Seelen,das waren fragende Seelen. Und zunächst handelte es sich darum,zu erkennen: Was fragen diese Seelen, welche Fragen leben ihnen in ihrem tiefsten Inneren? - Und wenn nun von anthroposophischer Seite aus zu diesen Seelen gesprochen worden ist, so war es deshalb ,weil diese Seelen Fragen hatten über die Dinge, auf welche Anthroposophie glaubte antworten zu können. Die anderen Menschen der Gegenwart haben ja keine Fragen, ihnen fehlen die Fragen .Anthroposophie hatte also gar nicht die Aufgabe, unter den Theosophen Erkenntnis zu suchen. Für sie war es zunächst eine wichtige Tatsache, was mit der Erscheinung der Blavatsky in die Welt getreten ist. Aber dasjenige, was sie zu beobachten hatte, war nicht die Erkenntnis, die von jener Seite kam, sondern es war im wesentlichen die Notwendigkeit, die Fragen, die Rätselfragen kennenzulernen, die in einer Anzahl von Seelen waren. Man hätte, wenn man dazumal überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte, die Sache klar auszudrücken, sagen können: Um dasjenige,was von den Führern der Theosophischen Gesellschaft den Menschengegeben worden ist, braucht man sich gar nicht zu kümmern,aber um das muß man sich kümmern, was die Seelen fragen, was sie wissen wollen. Deshalb waren dennoch diese Menschen eben zunächst die richtigen Menschen für die Anthroposophie. In welcher Formulierung mußten die Antworten erfließen? Nun,nehmen Sie die Sache so positiv, so tatsächlich als möglich. Da waren diese fragenden Seelen. Ihre Fragen konnte man erkennen. Sie hatten den Glauben, daß sie durch so etwas Antwort bekommen auf ihre Fragen, wie es zum Beispiel Annie Besants Buch «Uralte Weisheit» enthält. Nun werden Sie sich sehr leicht sagen können:Es wäre selbstverständlich töricht gewesen, den Leuten zu sagen,das oder jenes ist in dem Buch «Uralte Weisheit» für die neuere Zeit nicht mehr geeignet, denn da hätte man ja diesen Seelen nichts geboten, sondern ihnen nur etwas weggenommen. Es konnte sich nur darum handeln, ihre Fragen wirklich zu beantworten, während sie von der anderen Seite keine reinliche Antwort bekamen. Die wirkliche Beantwortung wurde nun so eingeleitet, daß, während zunächst die «Uralte Weisheit» sozusagen ein dogmatisches Buch unter diesen Menschen war, ich mich wenig um die «Uralte Weisheit» kümmerte, sondern mein Buch «Theosophie» schrieb und Antwort auf die Fragen gab, von denen ich wußte, daß sie gestellt werden. Das war die positive Antwort. Und weiter brauchte man nicht zu gehen. Man mußte den Leuten nun völlig die Freiheit lassen:Wollt ihr weiter die «Uralte Weisheit» in die Hand nehmen,oder wollt ihr die «Theosophie» in die Hand nehmen .In weltgeschichtlichen Zeitaltern, in denen sich Wichtiges entscheiden muß, können die Dinge nicht so rationalistisch geradlinig liegen, wie man sich gewöhnlich vorstellt. So fand ich es denn durchaus begreiflich, daß, als Theosophen bei meinem damaligen Vortragszyklus über Anthroposophie bei der Begründung der deutschen Sektion erschienen waren, diese Theosophen gesagt haben,worauf ich Sie ja in diesen Betrachtungen schon aufmerksam gemacht habe: Ja, aber das stimmt ganz und gar nicht überein mit dem, was Mrs. Besant sagt. Selbstverständlich stimmte es nicht, konnte auch nicht stimmen, denn es sollte aus dem, was aus dem Bewußtsein, aus dem vertieften Bewußtsein der Gegenwart heraus gegeben werden kann, die Antwort sich finden. Und so ist es schon geworden, wenn ich zunächst, ich möchte sagen, mehr die großen Fäden charakterisieren will, daß zunächst etwa bis zum Jahre 1907 jeder Schritt für die Anthroposophie erobert werden mußte gegen die Tradition der Theosophischen Gesellschaft. Man konnte zunächst nur an die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft die Dinge heranbringen. Jeder Schritt mußte erobert werden. Polemisches hätte dazumal gar keinen Sinn gehabt, sondern einzig und allein das Hoffen, das Bauen auf die Selektion.Die Dinge trugen sich durchaus nicht ohne innere Hemmungen zu. Jedes mußte an seiner richtigen Stelle, wenigstens nach meiner Meinung, richtig getan werden. Ich habe, wie ich glaube, in meiner «Theosophie» keinen Schritt über dasjenige hinaus getan, was dazumal für eine Anzahl von Menschen zu veröffentlichen möglich war. Die Verbreitung, die mitlerweile das Buch gefunden hat, zeigt ja,daß das eine richtige Voraussetzung war. So weit konnte man gehen. Unter denen, die intensiver suchten, die also in die Strömung, die durch Blavatsky angeregt worden war, hineingekommen waren, konnte man weiter gehen. Da mußte man den Anfang damit machen, nun weiter zu gehen.

Wenn man die Geschichte der anthroposophischen Bewegung 
nicht ernst nimmt und diese Dinge nicht beim rechten Namen nennen will, so wird man auch nicht in der richtigen Weise auf dasjenige entgegnen können, was immer wiederum jene Oberflächlinge über die Beziehungen von Anthroposophie und Theosophie vorbringen, indem man sich absolut nicht davon unterrichten will, wie Anthroposophie vom Anfange an eben etwas ganz Selbständiges war, aber wie es natürlich war, zu antworten mit den Antworten,die sie den Menschen geben kann, die eben als Fragende da waren. 



Entwurf für einen Ankündigungstext von SKA 6:






In seiner Theosophie unternahm Rudolf Steiner den Versuch, die in der theosophischen Literatur seiner Zeit vorgefundenen Anschauungen von den Wesensgliedern des Menschen, von Reinkarnation und Karma, von den nachtodlichen Erlebnissen der Seele und von den Entwicklungsmöglichkeiten des menschlichen Bewusstseins in einer solchen Weise darzustellen und genetisch neu zu entwickeln, dass sie sich einerseits als bildlich-imaginative Darstellung und Fortführung jener idealistischen Anschauungen verstehen ließen, welche Steiner in seinem philosophischen Frühwerk in Auseinandersetzung mit dem deutschen Idealismus ausgebildet hatte, und sich andererseits als in vollkommenem Einklang mit den naturwissenschaftlichen und besonders den evolutionstheoretischen Anschauungen seiner Zeit stehend erwiesen. So entstand eine spirituelle Anthropologie mit dem Anspruch, die mystische, die philosophische und die naturwissenschaftliche Betrachtung des Menschen zu einer Einheit zusammenzuführen. An der sprachlichen Form dieses ambitionierten Projektes arbeitete Steiner in immer neuen Umarbeitungen bis zu seinem Lebensende und entwickelte dabei zunehmend die spezifischen Denk- und Ausdrucksformen anthroposophischer Geisteswissenschaft. Der vorliegende Band, der die Textentwicklung dieses Zentralwerks der Anthroposophie durch sechs Auflagen von 1904 bis 1922 dokumentiert, wird ergänzt durch die Fragment gebliebene Skizze einer Anthroposophie aus dem Jahre 1910.
Clement.

and nachdem einiges diskutiert wurde:

Christian ClementMontag, 16. März 2015 um 18:13:00 MEZ

Nun fragt der Verleger nach einem Text von nicht mehr als 600 Zeichen.
Daher hier mein neuerlicher Versuch:

"In seiner Theosophie unternahm Rudolf Steiner den Versuch, das theosophische Menschenverständnis seiner Zeit (Blavatsky, Besant, Leadbeater) mit seiner Interpretation des deutschen Idealismus und der haeckelschen Evolutionslehre zu einer wissenschaftlich-philosophischen und zugleich spirituellen Anthropologie zusammenzudenken. An deren sprachlicher und konzeptioneller Form arbeitete er von 1904 bis 1922 in immer neuen Umarbeitungen und entwickelte dabei die Grundzüge der anthroposophischen Menschenkunde. Der vorliegende Band, der die Textentwicklung dieses Zentralwerks der Anthroposophie dokumentiert und kritisch begleitet, wird ergänzt durch die Fragment gebliebene Skizze einer anthroposophischen Sinneslehre aus dem Jahre 1910."

In der Deutung von Marc David Hoffmann:

Seit seinem ersten Kontakt mit der Theosophischen Gesellschaft 1900 in Berlin hatte sich Steiner dieser Bewegung zunehmend angenähert, und er knüpfte in seinen Schriften an deren Terminologie und Vorstellungswelt an. Clements Variantenapparat zeigt nun, wie stark diese Bindung zunächst war und wie intensiv Steiner dann an einer Emanzipation von der «orientalisierenden» Theosophie arbeitete, um zu einer selbständigen Darstellung seines eigenen spirituellen Forschens zu gelangen. Während die ersten Auflagen in der literarischen Anlage noch weitgehend dem theosophischen Autoritätsgestus des Lehrer-Schüler-Verhältnisses folgten, zeigen die Überarbeitungen deutlich die Bemühungen Steiners um die Autonomisierung des individuellen Entwicklungswegs, eines Weges, der ohne hierarchische Abhängigkeit von einem spirituellen Meister zu gehen ist.

nachtrag 

Freitag, 3. April 2015

Hellsehen – Entdeckungsprivileg des Erstwahrnehmers versus Plagiat und Abschreiben.

Hellsehen – Entdeckungsprivileg des Erstwahrnehmers.

Es gibt in der geistigen
Welt ein ganz bestimmtes Gesetz, dessen ganze Bedeutung wir uns durch ein Beispiel
klarmachen wollen. Nehmen Sie einmal an, in irgendeinem Jahre hätte ein beliebiger,
geschulter Hellseher dies oder jenes in der geistigen Welt wahrgenommen.
Nun stellen Sie sich vor, daß zehn oder zwanzig Jahre später ein anderer ebenso geschulter Hellseher dieselbe Sache wahrnehmen würde, auch dann, wenn er von den
Resultaten des ersten Hellsehers gar nichts erfahren hätte. Wenn Sie das glauben
würden, wären Sie in einem großen Irrtum, denn in Wahrheit kann eine Tatsache der
geistigen Welt, die einmal von einem Hellseher oder einer okkulten Schule gefunden
worden ist, nicht zum zweiten Mal erforscht werden, wenn der, welcher sie erforschen
will, nicht zuerst die Mitteilung erhalten hat, daß sie bereits erforscht ist.
Wenn also ein Hellseher im Jahre 1900 eine Tatsache erforscht hat, und ein anderer
im Jahre 1950 so weit ist, um dieselbe wahrnehmen zu können, so kann er das erst,
wenn er zuvor gelernt und erfahren hat, daß einer sie schon gefunden und erforscht
hat. Es können also selbst schon bekannte Tatsachen in der geistigen Welt nur geschaut
werden, wenn man sich entschließt, sie auf gewöhnlichem Wege mitgeteilt zu
erhalten und sie kennenzulernen. Das ist das Gesetz, das in der geistigen Welt für alle
Zeiten hindurch die universelle Brüderlichkeit begründet. Es ist unmöglich, in irgendein
Gebiet hineinzukommen, ohne sich zuerst zu verbinden mit dem, was schon von den älteren Brüdern der Menschheit erforscht und geschaut worden ist.
Es ist in der geistigen Welt dafür gesorgt, daß keiner ein sogenannter Eigenbrötler
werde und sagen kann: Ich kümmere mich nicht um das, was schon vorhanden ist,
ich forsche für mich allein. Man kann (also) sagen: Befruchten nur einmal, für ein erstes
Sehen, die göttlichen Wesenheiten eine Menschenseele, und hat diese einmali-
ge, jungfräuliche Befruchtung sich vollzogen, dann ist es notwendig für die andern,
den Blick erst auf das zu richten, was sich diese erste Menschenseele erworben hat,
um ein Anrecht zu haben, sich ein gleiches zu erwerben und es zu schauen. – Dieses
Gesetz begründet zuinnerst eine universelle Brüderlichkeit, eine wahre Menschenbruderschaft.
Von Epoche zu Epoche ist so das Weisheitsgut durch die okkulten
Schulen gewandert und von den Meistern* treulich aufbewahrt worden. Und
auch wir müssen diesen Schatz tragen helfen und Brüderlichkeit halten mit denen,
die schon etwas erreicht haben, wenn wir hinauskommen wollen in die höheren Gebiete
der geistigen Welt. GA 109.167f 

In seinem „Lebensgang“ hatte Rudolf Steiner folgendes erklärt: „An meiner Stellung zum Christentum wird voll anschaulich, wie ich in der Geisteswissenschaft gar nichts auf dem Wege gesucht und gefunden habe, den manche Menschen mir zuschreiben. Die stellen die Sache so hin, als ob ich aus alten Überlieferungen die Geist-Erkenntnis zusammengestellt hätte. Gnostische und andere Lehren hätte ich verarbeitet. Was im ‚Christentum als mystische Tatsache’ an GeistErkenntnis gewonnen ist, das ist aus der Geistwelt selbst unmittelbar herausgeholt. E r s t u m Z uhö- rern beim Vortrag, Lesern des Buch es den Einklang d es geistig Erschauten mit den historischen Überlieferungen zu zeigen, nahm ich diese vor und fügte sie dem Inhalte ein. Aber nichts, was in diesen Dokumenten steht, habe ich diesem Inhalte ei ngefügt, wenn ich es nicht erst im Geiste vor mir gehabt habe.“ 

Clement dagegen stellt, seine Arbeit zusammenfassend, genau das Gegenteil fest. In seiner Einleitung erklärt er:8 „(…) So trat Steiner hier einerseits als Gelehrter auf, der historisch greifbare Texte und Autoren bespricht und sachlich deutet; anderseits nahm er, zumindest im biographischen Rückblick, für sich in Anspruch, in diesen Büchern vor allem über seine eigene mystische Erfahrung zu sprechen und die jeweils besprochenen Denker und Theoreme nur zur Illustration anzuführen. Zu dieser konzeptionellen Ambivalenz kommt die Tatsache, dass Steiner in seiner Darstellung nicht sauber auseinandergehalten hat, wo er Gedanken anderer referiert, zitiert, paraphrasiert oder interpretiert, und wo er seine persönlichen Innenerfahrungen und Ansichten mitteilt. W e i t e P a s s a g e n , d i e s i c h w i e S t e i n e r s e i g e n e Gedankenentwicklung lesen, erweisen sich beim Quellenstudium als unausgewiesene Paraphrasen der von ihm benutzten S ekundärliteratur. Bisweilen finden sich gar wörtliche Zitate, die in keiner Weise als solc h e a u s g e z e i c h n e t s i n d . (…) Mehr als 50 Zitate hat er Otto Willmanns Geschichte des Idealismus entnommen und diese oft in derselben Reihenfolge in seine Darstellung eingefügt, wie sie sich in der Vorlage finden. Ähnliches gilt für den Umgang mit Zitaten aus den Arbeiten von Albert Stöckl, Otto Pfleiderer, Eugen Kühnemann, Carl du Prel, Moriz Carriere, August Gladisch, Richard Lepsius, Hans Martensen, Wilhelm Preger und Rudolf Seydel.“  

ein 1 April Witz mit ernster Unterton

Quelle


Die Anthro-Welt in heller Aufregung. Steht die Entzauberung des "Universal-Dilettanten" Steiner bevor? Nachrichten aus der akademischen Welt lassen aufhorchen.
wv-mm/tdz. - Fast könnte man meinen, es sei ein Aprilscherz, aber die aktuellen Verlautbarungen der Rostocker Universitätsleitung sprechen eine andere Sprache. Dort beabsichtige man nämlich, so heißt es, dem Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) nachträglich den Doktortitel abzuerkennen. Das Oberhaupt der Anthroposophen, ein Studienabbrecher der Wiener Technischen Hochschule, hatte 1891 versucht, in Rostock mit einem philosophischen Thema zu promovieren. Der Österreicher aber bestand die Prüfung nur knapp mit der schlechteste Note ("rite").
Die Anhänger des "Herrn Doktor" lassen bis heute kaum eine Gelegenheit aus, die "umfassende akademische Bildung" ihres Vordenkers zu betonen. Zu Unrecht. Historiker hatten schon lange vermutet, dass es bei dieser Prüfung nicht mit rechten Dingen zuging. Jetzt hat ein Expertenteam herausgefunden, dass die nur wenige Seiten umfassende Dissertation keineswegs den damals geltenden wissenschaftlichen Anforderungen genügte und größtenteils aus Plagiaten bestand. "Dem Titelentzug steht kaum noch etwas im Wege", sagte ein Sprecher der Universität. Die Bezeichnung "Dr. Rudolf Steiner" werde wohl künftig wegen Irreführung der Öffentlichkeit nicht mehr erlaubt sein.
Nach Meinung von Steinerexperten müsse jetzt der Bildungsgang des "Universaldilettanten" Steiner neu geschrieben werden: "Anthroposophen tun gut daran, sich den Realitäten zu stellen, auch wenn sie schmerzlich sind", meinte ein namhafter Theologe, der allerdings - noch - nicht genannt werden will. Mit dem Satz: "Ich habe es ja schon immer gewusst" soll sich inzwischen auch ein engagierter junger Kritiker wortreich in die Diskussion eingemischt haben. Seine 60 Seiten lange - im Internet veröffentlichte - Expertise werde bereits in internationalen und renommierten Anti-Steiner Gesprächsforen besprochen, so der junge Autor stolz.
Enttäuschung und Wut
Während Vertreter des Dornacher Goetheanums und des Steinerarchivs zur Gelassenheit raten, reagieren andere Steinerianer auf die Ankündigung des drohenden Titelverlustes mit Empörung, Enttäuschung und Wut. Eine spontan entstandene Initiativgruppe "DOKTORAT" werde in den nächsten Tagen einen "Sternmarsch" auf Rostock veranstalten. Vor der Uni solle eine Zeltstadt errichtet werden, in der die Demonstranten "wenn nötig, monatelang" ausharren wollen.
Eine bekannte Fernsehköchin, deren Sympathie für biologisch-dynamische Ernährung deutschlandweit bekannt ist, hat sich spontan bereit erklärt, die Aktion durch die Bereitstellung von Demeterprodukten und der Errichtung von Suppenküchen zu unterstützen. Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich - shitstormartig - eine Facebookgemeinde versammelt, die um die Rostocker Uni eine lange Menschenkette bildet. Waldorfschüler tanzen rund um die Uhr das Wort "DOKTOR". Ein Sprecher der Anthroposophen sagte: "Wir werden das Gelände erst dann wieder verlassen, wenn sichergestellt ist, dass unser Doktor den Doktor behält."
Werden sich die Meldungen über die Aberkennung des Doktortitels bewahrheiten? Wenn ja, wird wohl in Zukunft einer der Kernsätze anthroposophischer Rezeption der Vergessenheit anheimfallen. Der Satz nämlich, der von Anhängern wie von Gegnern der Anthroposophie gleichermaßen gern zur Begründung ihrer jeweiligen Argumente ins Feld geführt wird, nämlich "Der Doktor hat gesagt."

Clement

Keine Frage, ja! Steiner sagt dezidiert Falsches - insofern es falsch ist, gegenüber einem Philosophen, dem man selbst unendlich viel verdankt, dieses nicht nur zu verschweigen, sondern dann diesen Philosophen auch noch als Gegenbild der eigenen Position zu karrikieren.
Steiner hat das mit Goethe interessanterweise nie gemacht, da ist die Auseinandersetzung immer positiv, differenziert, auch da, wo er sich von Goethe absetzt, ja ihn kritisiert.
Ähnlich hat Steiner dies auch mit Fichte, Schelling und Hegel gemacht, sowohl in den frühen Goethe-Schriften wie auch später, in veröffentlichten Texten wie auch in Vorträgen hat er sich teilweise sehr fair und dezidiert mit diesen Denkern auseinandergesetzt
Aber 1892 (in der Neuauflage seiner Dissertation) und 1894 (in der Philosophie der Freiheit), als die Arbeit am Goethe-Archiv vorbei war und Steiner sich um eine akademische Anstellung bemühte und sich als Philosoph profilieren suchte, legt er diese schnodderige Art und Weise an den Tag, diejenigen Philosophen, denen er in seiner eigenen Entwicklung am meisten verdankt (erst Herbart, dann Kant und Fichte) nicht als Denker in ihrem eigenen Recht darzustellen, sondern als die schon erwähnten "Puppen", die er tanzen lässt, also in extrem verkürzender und oft verfälschender Weise darstellt, um seine Position als die überlegene zu profilieren.
Am extremsten treibt er dies mit Fichte, dem Steiner philosophisch noch weit mehr verdankt, als Goethe. Steiners Philosophie lässt sich ohne Fichte gar nicht denken, er hat ihn philosophisch gewissermaßen "erweckt"; und in der PdF dann nur diese wenigen saloppen Sätze über den "extremsten Spiritualisten"! Aber auch Spinoza, der eien ähnlichen Monismus vertritt wie Steiner und der sogar eine ganz ähnliche Theorie der Freiheit entwickelt hat, steht in der PdF schablonenhaft als "Urahn aller Freiheitsgeger" da.
Das alles kann man, selbst wenn man nicht Fachphilosoph ist, wenn man ein dickes Buch nicht scheut, bei Hartmut Traub nachlesen: "Philosophie und Anthroposophie" (2011). Traub ist in seinem Urteil bisweilen sehr scharf, ja er karrikiert Steiner bisweilen ähnlich, wie Steiner Spinoza oder Fichte - aber selbst wenn man alle Polemik bei Traub überliest, zeigt er immer noch ziemlich überzeugend, wie ungerecht und ungenau Steiner mit den Positionen anderer Denker umgeht.
Warum? Darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht wollte er das Establishment beeindrucken, etwa Ernst Haeckel von dem er sich Unterstützung für die Ernennung zum Professor versprach? Vielleicht wollte er in einer idealismusfeindlichen Umwelt nicht als Vertreter des Idealismus dastehen? Vielleicht hatte er Nietzsches Still zu sehr verinnerlicht? 100 andere Gründe ließen sich erdenken; aber mit Spekulationen gebe ich mich nicht ab, daher wird das kein Thema in der SKA.
Aber vielleicht soviel Psychologie sei doch erlaubt; man sollte bei all den wissenschafts- und philosophiefeindlichen Äußerungen, die Steiner später gemacht hat, nie vergessen wie sehr er sich vor 1900 danach gesehnt hat, in das wissenschaftliche Establishment aufgenommen und von ihm anerkannt zu werden, eine Universitätsstelle zu bekommen (er war sogar bereit, sich einen Doktor-Titel zu kaufen, es gab da legale Wege), - und wie es ihn verletzt haben muss, dass diese Wissenschaft ihn, der so viel mehr Talent und geistige Weite besaß als die meisten Professoren - trotz des dann doch ehrlich erworbenen Doktortitels - so brüsk zurückwies.
Von Christian Clement am Dienstag, 2. Dezember 2014 02:49:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

Donnerstag, 2. April 2015

Clement trifft einen Kritiker Holger Niederhausen

Clement trifft einen Kritiker

Eine ernste Glosse zwischen erstem April und Karmittwoch (als Christus von Judas verraten wurde).

K: Herr Clement, Ihr Ansatz führt Sie nicht zu einem Verständnis der Anthroposophie!

C: Sie sind ein Engel!

K: Wie bitte, was? Habe ich etwas Rettendes gesagt?

C: Nein, ich habe Sie nur gerade konstruiert.

K: Ich verstehe nicht ganz.

C: Das macht nichts. Wenn Sie die bewusstseinsgeschichtliche Jetztzeit erreichen, werden Sie dies schon nachholen.

K: Können Sie sich verdeutlichen?

C: Ich bin immer ganz deutlich, nur gewisse Dogmatiker wollen mich einfach nicht verstehen.

K: Was meinen Sie mit bewusstseinsgeschichtlicher Jetztzeit?

C: Denjenigen Bewusstseinszustand, den Sie vermutlich nie erreichen.

K: Und Sie definieren diesen, nicht wahr?

C: Nein, das hat der deutsche Idealismus und sein Fortsetzer Rudolf Steiner freundlicherweise schon getan.

K: Nämlich?

C: Das Ich ist reine Tätigkeit.

K: Und wieso erreichen diesen Zustand nur Sie und nicht Ihre Kritiker?

C: Weil ich tätig bin, während meine Kritiker nur so tun.

K: Was tun denn Ihre Kritiker?

C: Steiner herunterbeten.

K: Und was tun Sie?

C: Steiner interpretieren.

K: Ach – das ist ein Unterschied?

C: Ja, ich hab’s nicht so mit der Religion.

K: Und interpretieren ist Tätigkeit?

C: Ja, und ich möchte sagen, das fortwährende Sich-Wehren und wohlwollende Eingehen auf die Kritiker auch.

K: Das Kritisieren Ihrer Vorstellungen aber nicht?

C: Wieso Vorstellungen? Das ist authentisches Philosophieren.

K: Eben sagten Sie noch Interpretieren.

C: Nun ja, ich kenne eben auch meinen Fichte.

K: Kennen und selbst Philosophieren ist aber zweierlei.

C: Ja, und letzteres ist sogar unmittelbares Geist-Erleben.

K: Aber Sie interpretieren doch nur – „kritisch-wissenschaftlich“.

C: Nehmen Sie doch nicht immer alles so bier-ernst!

K: Ich nehme die Dinge nur genau.

C: Das ist gerade Ihr Problem. „Dinge“ und sogar „Wesen“ – das ist nur ein Bild, so wie die Sintflut.

K: Ein Bild?

C: Ja, mythisches Bewusstsein.

K: Ich sage, ich nehme die Dinge genau, und meine damit, Sie können Ihre Thesen und Deutungen nicht als Geist-Erleben verkaufen.

C: Das tue ich auch gar nicht.

K: Ach nein?

C: Nein, verkaufen tut das mein Verlag.

K: Das ist einerlei – Sie drehen einem das Wort im Munde herum.

C: Auch das ist authentisches Philosophieren.

K: Jetzt wird es abgründig.

C: Sehen Sie, Sie sind schon wieder dogmatisch.

K: Wieso das?

C: Ich sehe es Ihnen doch an der Nasenspitze an, dass Sie schon wieder an L und A denken.

K: Genauer?

C: Luzifer und Ahriman.

K: Das muss man bei Ihnen ständig.

C: Ja, und so bleiben Sie bis zum Sanktnimmerleinstag in Ihrem dogmatischen Gefängnis hocken.

K: Nein, wenn man die Widersacher nicht erkennt, haben sie einen gerade am Wickel.

C: Wissen Sie, in hundert Jahren ist die Bewusstseinsgeschichte über Sie hinweggegangen.

K: Das würden Sie sich wünschen.

C: Aber es kommt so. Warten Sie erst einmal ab, bis die anderen SKA-Bände erschienen sind.

K: Geht es Ihnen überhaupt um die Wahrheit?

C: Wahrheit? Das, was Sie als Wahrheit ansehen? Der Doktor ist einfach noch nicht lange genug tot!

K: Das wollen sie! Dass nach und nach auch das lebendige Verständnis für die Anthroposophie stirbt.

C: Hätten Sie nicht „wahres Verständnis“ sagen können?

K: Warum?

C: Dann hätte ich Sie einmal mehr einen Dogmatiker schimpfen können.

K: Ja, das ist Ihre Lieblingstaktik.

C: Nicht Taktik, Wahrheit.

K: Die Wahrheit, die Sie gepachtet haben.

C: Glauben Sie’s ruhig. Die Geschichte wird –

K: – über mich hinweggehen, ich weiß.

C: Gut, dass Sie’s wissen.

K: Dass es Ihr Wunsch ist, weiß ich.

C: Schauen Sie, Sie sind mir als Mensch gar nicht so unsympathisch. Zwischen den Zeilen habe ich doch manchmal schon gemerkt, wie Sie eigentlich sind.

K: Ihre Scheinheiligkeit können Sie sich sparen!

C: Und schon hat er wieder die Maske auf.

K: Nein, lieber Herr Clement, mir ist es nur ernst mit der Anthroposophie!

C: Sehen Sie, lieber Herr K, und schon triefen Sie wieder vor Rechthaberei, Überheblichkeit, Dogmatik, Unoriginalität und Arroganz. Ich sage ja nicht, dass Sie so sind – ich sage, Sie triefen.

K: Wie schön differenziert.

C: Ja, nicht wahr, das ist mein Charakter.

K: Andere Menschen zu beurteilen?

C: Nein, ich drücke mich generell nur ganz wissenschaftlich aus.

K: Psychologisieren ist bei Ihnen also wissenschaftlich?

C: Schauen Sie, ich beschreibe eine Wahrnehmung – meine Wahrnehmung und auch die von anderen. Ich beschreibe, wie Sie wirken, verstehen Sie?

K: Zum Wirken gehören immer zwei – einer der irgendetwas wahrzunehmen scheint und der andere, der eventuell voller Vorurteile interpretiert wird.

C: Schauen Sie, lieber Herr K, wer von uns beiden ist hier der Wissenschaftler?

K: Wissen Sie, Herr Clement, bloß weil Sie an einer, nun ja, Universität angestellt sind, macht das Sie noch nicht mehr zum Wissenschaftler als mich.

C: Wieso Sie? Sie sind doch der Dogmatiker schlechthin. Die Geschichte geht doch über Sie –

K: Moment, ich bin nichts anderes als Sie – oder habe ich da jetzt Ihre eigene These vorweggenommen?

C: Nichts anderes als...

K: Ja, Ihre eigene These ist das, nicht meine.

C: Ah, ja Momennnnnt! Sie können nicht sofort zum Universal-Ich hüpfen. Zunächst mal sind Sie nur ein Individual-Ich und als solches der Dogmatiker schlechthin.

K: Während Sie?

C: Während ich dem Universal-Ich schon ganz nahe bin, denn ich habe Steiners wegweisende Erkenntnis schließlich aufgedeckt.

K: Indem Sie immer dann, wenn Steiner vom Denken spricht, dies in einen Topf mit Ihrer Ich-These werfen.

C: Nun werden Sie mal nicht frech, Sie kleiner Dogmatiker.

K: Sie haben gerade Ihre Rolle verlassen, Herr Clement.

C: Danke für den Hinweis. Was ich sagen wollte, ist: Ich bin hier der Wissenschaftler. Und es sind meine Thesen, nicht ihre.

K: Richtig, ich kritisiere sie nur.

C: Wissen Sie, bevor Sie etwas kritisieren können, müssten Sie erst einmal die Ich-Philosophie studieren, an die Steiner anknüpft.

K: Das brauche ich nicht – ich kenne diese gut genug, aber darauf kommt es jetzt nicht an, sondern darauf, wie suggestiv entstellend Sie Steiner benutzen, damit er in Ihre Thesen passt.

C: Das können Sie doch gar nicht beurteilen!

K: Und warum nicht?

C: Weil die Geschichte über Sie –

K: Etwas wird vom vielen Wiederholen nicht besser. Hat Herr Eggert Ihnen noch nie gesagt, dass Sie sich mit Ihren Thesen etwas penetrant breit machen?

C: Nein, Herr Eggert gehört zu meiner neuen Kult-Gemeinde.

K: Ah ja, das geben Sie also zu?

C: Ja, damit Sie sich daran wieder abarbeiten können.

K: Sehr interessant. Fällt Ihnen ihr herabsetzender Hochmut gar nicht auf?

C: Wissen Sie, perfekt sind wir alle nicht – manche glauben es nur zu sein.

K: Nein, manche bleiben einfach zu profan – und glauben dann, mal eben die Universalthese gefunden zu haben.

C: Schauen Sie Herr K, Sie können noch ein, zwei Jahre so weiterreden, dann ist Ihre Zeit abgelaufen.

K: Oder Ihre, wenn es noch ein paar Menschen mit gesundem Menschenverstand oder auch nur Willen zu klarem Denken gibt.

C: Träumen Sie ruhig weiter.

K: Und Sie, deuten Sie ruhig weiter.

C: Ja, was in den folgenden Bänden noch kommen wird, wird Ihnen gar nicht schmecken.

K: Was denn?

C: Die ganze Ich-Philosophie wird wieder auferstehen.

K: In Gestalt von Clements Deutung Steiners, der dann der Vollender der Ich-Philosophie nach Clements Manier sein wird.

C: Genau: Ich! Das wird der Mittelpunkt von Steiners Anthroposophie sein – und Ich! werde ihr Entdecker und Enthüller gewesen sein!

K: Welch wunderbarer Ruhm.

C: Und sehen Sie – nur um diesen Ruhm geht es mir. Verdienen tue ich daran nichts.

K: Ja, das sagten Sie bereits früher mal.

C: Und Sie, sie werden als der ewige Dogmatiker in die Geschichte eingehen.

K: Die Wahrheit wird es aber doch an den Tag bringen.

C: Was?

K: Dass Ihre dürftige Universalthese nicht die reine Lehre, sondern die reine Leere ist – eine hypnotisch bestrickende These einer angeblichen Ich-Philosophie, die die Anthroposophie zu einem Ken-Wilber-Aufguss machen will.

C: Sie haben keine Ahnung von dem wahren Steiner.

K: Oh doch, aber Sie wollen die Anthroposophie aushöhlen, bis nur noch das Ich übrig bleibt – das absolut unindividuelle, einzige Ich. Wissen Sie, was das ist?

C: Was?

K: Die Fratze der Anthroposophie, die absolute Karikatur – dasjenige, was Luzifer und Ahriman daraus machen wollen!

C: Wissen Sie, was mein größter Vorteil ist?

K: Was?

C: Dass Sie in diesen mythischen Bildern verhaftet bleiben. Diese werde ich immer gegen Sie verwenden können.

K: Ja – weil niemand mehr ein Erleben davon hat, dass mit den „Bildern“ auch etwas gemeint ist. Und weil niemand mehr ein Erleben davon hat, dass bei Ihrer sogenannten Anthroposophie nichts mehr übrig bleibt.

C: Das kann Ihnen doch egal sein.

K: Warum?

C: Weil Ihr Individual-Ich auch völlig ohne Bedeutung ist.

K: Sehen Sie – so verachtend sind Ihre Thesen.

C: Es sei denn, Sie erheben sich zum Universal-Ich.

K: Oh ja, Ihrem neuen Gott.

C: Irrtum, Ihrem alten „Gott“.

K: Sie verachten alle anderen Anschauungen – und Ihre Thesen verachten die lebendige Anthroposophie selbst.

C: Nein, Sie wollen alles auf ein Einheits-Maß stutzen – jeder Mensch darf aber seine individuelle Anthroposophie haben.

K: Das sind dann Ihre wunderbaren Schlagworte, mit denen Sie Bauernfängerei betreiben – während alle, die das reale Wesen der Anthroposophie schützen wollen, als Dogmatiker dastehen.

C: Taktisch sei der Mensch, weitblickend und kritisch.

K: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!

C: Ich bin all dies, denn ich bringe der Menschheit eine neue Anthroposophie – die wahre Anthroposophie, und allen Dogmatikern sei es gesagt: zumindest eine weitere Form der Anthroposophie!

K: Ihr Gegenbild!

C: Damit kommen Sie nie durch – man wird in Ihnen immer den Dogmatiker sehen, dafür werde ich schon sorgen.

K: Drohen Sie mir etwa?

C: Das Universal-Ich droht ihnen, wenn Sie nicht Vernunft annehmen.

K: Ich habe mehr Vernunft als Sie und Ihre Gleichsetzung mit einem Universal-Ich.

C: Letztlich können Sie sich nicht dagegen wehren, denn Sie sind mit ihm genauso eins wie ich.

K: Darauf verzichte ich gerne. Ich bin mit etwas ganz anderem eins.

C: Mit was?

K: Dafür haben Sie keinen Sinn, dafür fehlt Ihnen das Empfinden, darüber können Sie nur spotten.

C: Sehen Sie, ich sagte ja, der Doktor ist noch nicht lange genug tot.



Prophet brother Claimentain on 1 April.




Fromman-Holzboog [SKA Publisher] Terminates Christian Clement!

German News Agency.
Dateline:  April 1, 2015

Translated by Tom Mellett

Fromman-Holzboog, the renowned Stuttgart Academic Publisher, which had contracted since 2013 to publish the first text-critical edition [SKA] of the writings of Rudolf Steiner, the founder of  Anthroposophy, has unexpectedly announced that it will terminate its collaboration with the editor, Christian Clement. "It was a gamble from the beginning," explained publishing director Herbert Holzboog, "and now we have decided that Clement’s controversial methodology of editing is no longer in keeping with the serious reputation of our publishing house."

For a long time there has been much criticism on the part of anthroposophical commentators about the academic nature of Clement’s SKA volumes. Irene Diet, Pietro Archiati, Thomas Mayer and other high-level representatives of anthroposophy had repeatedly pointed out that, anthroposophically speaking, not only is the work of Clement totally unacceptable but it also does not satisfy the requirements of ordinary academic scholarship in any way whatsoever. Despite these reactions, the publisher stood by Clement and assessed the controversy surrounding his work merely as a symptom of internal anthroposophical conflicts.

But it was only after the internationally acknowledged expert in Anthroposophy, Helmut Zander, along with other influential Steiner researchers like Peter Staudenmaier, Hartmut Traub and Ansgar Martins, attested to the publisher that Clement is utterly academically incompetent, that, after 3 volumes, this ambitious editorial project will be transferred to some other editor.

As their justification, the publishers underscored the fact that Clement himself --- mainly through his stubborn insistence that Anthroposophy cannot be understood in a naive sense as a description of the “world beyond,” but must be regarded as advanced schooling in the idealistic philosophy of consciousness in the tradition of German Idealism --- created an impossible situation not only for Anthroposophists themselves but also for academic critics of Anthroposophy. "Steiner believed in spiritual beings and in worlds beyond just like you and I believe in tables and chairs. That’s just how it is,” commented Peter Staudenmaier recently, adding: “Whoever does not recognize that, simply cannot claim to be pursuing serious and critical Steiner research.” Even the widely renowned Anthroposophist, Holger Niederhausen agreed with the criticism saying:  “Whatever  Steiner says, it’s true. "

The publisher will decide by the end of April who will become Clement’s successor. Besides Helmut Zander and Pietro Archiati --- both of whom have already expressed their readiness --- other candidates are in the running, such as the muck-raking Anthroposophist, Willy Lochmann, and the Steiner expert Andreas Lichte. 

Bruder Claimentein als Prophet on 1 April


Mittwoch, 1. April 2015



Frommann-holzboog trennt sich von Christian Clement


dpa. Der renommierte Stuttgarter Wissenschaftsverlag, in welchem seit 2013 die erste textkritische Ausgabe der Schriften des Anthroposophiegründers Rudolf Steiner vertrieben wird, hat überraschend angekündigt, die Zusammenarbeit mit dem Herausgeber Christian Clement zu beenden. „Es war von Anfang an ein Wagnis“, ließ Verlagsleiter Herbert Holzboog verlauten, „und jetzt sind wir zu dem Schluß gekommen, dass sich die kontroverse Editionsmethode Clements mit dem seriösen Anspruch unseres Hauses nicht länger vereinbaren lässt.“Schon lange hatte es von Seiten anthroposophischer Kommentatoren Kritik am wissenschaftlichen Charakter von Clements Ausgabe gegeben. Irene Diet, Pietro Archiati, Thomas Mayer und andere hochrangige Vertreter der Anthroposophie hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass die Arbeit Clements nicht nur anthroposophischerseits völlig untragbar sei, sondern auch den Anforderungen gewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeitens in keiner Weise genüge. Der Verlag hatte aber trotz dieser Reaktionen an Clement festgehalten und die kontroverse Debatte um dessen Arbeit als Symptom rein inneranthroposophischer Konflikte eingeschätzt.Nachdem aber jetzt auch der international anerkannte Anthroposophie-Experte Helmut Zander sowie weitere angesehene Steiner-forscher wie Peter Staudenmaier, Hartmut Traub und Ansgar Martins dem Verlag gegenüber bescheinigten, dass Clement wissenschaftlich völlig inkompetent sei, entschloss sich der Verlag, das ambitionierte Editionsprojekt nach dem 3. Band einem anderen Herausgeber zu übertragen.In der Begründung strich die Verlagsleitung heraus, dass Clement sich vor allem durch sein stures Beharren darauf, dass man Anthroposophie nicht in einem naiven Sinne als Jenseitsschilderung verstehen könne, sondern als eine Fortbildung idealistischer Bewusstseinsphilosophie in der Tradition des deutschen Idealismus anzusehen habe, sowohl bei Anthroposophen wie auch bei wissenschaftlichen Kritikern der Anthroposophie unmöglich gemacht hat. „Steiner glaubte an Geister und an jenseitige Welten, so wie Sie und ich an Tische und Stühle. Das ist einfach so“, kommentiert jüngst Peter Staudenmaier, „wer das nicht anerkennt, kann nicht beanspruchen, ernsthafte und kritische Steinerforschung zu betreiben.“ Auch der weithin bekannte Anthroposoph Holger Niederhausen stimmte in die Kritik mit ein: "Was Steiner sagt, das ist so."Der Verlag will bis Ende April entscheiden, wer als Nachfolger Clements in Frage kommt. Neben Helmut Zander und Pietro Archiati, die bereits ihre Bereitschaft bekundet haben, sind auch der Enthüllungsanthroposoph Willy Lochmann und der Steiner-Experte Andreas Lichte im Gespräch.


(Quelle: Der Europäer, Jg. 19/4, 1. April 2015)