Freitag, 3. April 2015

ein 1 April Witz mit ernster Unterton

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Die Anthro-Welt in heller Aufregung. Steht die Entzauberung des "Universal-Dilettanten" Steiner bevor? Nachrichten aus der akademischen Welt lassen aufhorchen.
wv-mm/tdz. - Fast könnte man meinen, es sei ein Aprilscherz, aber die aktuellen Verlautbarungen der Rostocker Universitätsleitung sprechen eine andere Sprache. Dort beabsichtige man nämlich, so heißt es, dem Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) nachträglich den Doktortitel abzuerkennen. Das Oberhaupt der Anthroposophen, ein Studienabbrecher der Wiener Technischen Hochschule, hatte 1891 versucht, in Rostock mit einem philosophischen Thema zu promovieren. Der Österreicher aber bestand die Prüfung nur knapp mit der schlechteste Note ("rite").
Die Anhänger des "Herrn Doktor" lassen bis heute kaum eine Gelegenheit aus, die "umfassende akademische Bildung" ihres Vordenkers zu betonen. Zu Unrecht. Historiker hatten schon lange vermutet, dass es bei dieser Prüfung nicht mit rechten Dingen zuging. Jetzt hat ein Expertenteam herausgefunden, dass die nur wenige Seiten umfassende Dissertation keineswegs den damals geltenden wissenschaftlichen Anforderungen genügte und größtenteils aus Plagiaten bestand. "Dem Titelentzug steht kaum noch etwas im Wege", sagte ein Sprecher der Universität. Die Bezeichnung "Dr. Rudolf Steiner" werde wohl künftig wegen Irreführung der Öffentlichkeit nicht mehr erlaubt sein.
Nach Meinung von Steinerexperten müsse jetzt der Bildungsgang des "Universaldilettanten" Steiner neu geschrieben werden: "Anthroposophen tun gut daran, sich den Realitäten zu stellen, auch wenn sie schmerzlich sind", meinte ein namhafter Theologe, der allerdings - noch - nicht genannt werden will. Mit dem Satz: "Ich habe es ja schon immer gewusst" soll sich inzwischen auch ein engagierter junger Kritiker wortreich in die Diskussion eingemischt haben. Seine 60 Seiten lange - im Internet veröffentlichte - Expertise werde bereits in internationalen und renommierten Anti-Steiner Gesprächsforen besprochen, so der junge Autor stolz.
Enttäuschung und Wut
Während Vertreter des Dornacher Goetheanums und des Steinerarchivs zur Gelassenheit raten, reagieren andere Steinerianer auf die Ankündigung des drohenden Titelverlustes mit Empörung, Enttäuschung und Wut. Eine spontan entstandene Initiativgruppe "DOKTORAT" werde in den nächsten Tagen einen "Sternmarsch" auf Rostock veranstalten. Vor der Uni solle eine Zeltstadt errichtet werden, in der die Demonstranten "wenn nötig, monatelang" ausharren wollen.
Eine bekannte Fernsehköchin, deren Sympathie für biologisch-dynamische Ernährung deutschlandweit bekannt ist, hat sich spontan bereit erklärt, die Aktion durch die Bereitstellung von Demeterprodukten und der Errichtung von Suppenküchen zu unterstützen. Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich - shitstormartig - eine Facebookgemeinde versammelt, die um die Rostocker Uni eine lange Menschenkette bildet. Waldorfschüler tanzen rund um die Uhr das Wort "DOKTOR". Ein Sprecher der Anthroposophen sagte: "Wir werden das Gelände erst dann wieder verlassen, wenn sichergestellt ist, dass unser Doktor den Doktor behält."
Werden sich die Meldungen über die Aberkennung des Doktortitels bewahrheiten? Wenn ja, wird wohl in Zukunft einer der Kernsätze anthroposophischer Rezeption der Vergessenheit anheimfallen. Der Satz nämlich, der von Anhängern wie von Gegnern der Anthroposophie gleichermaßen gern zur Begründung ihrer jeweiligen Argumente ins Feld geführt wird, nämlich "Der Doktor hat gesagt."

Clement

Keine Frage, ja! Steiner sagt dezidiert Falsches - insofern es falsch ist, gegenüber einem Philosophen, dem man selbst unendlich viel verdankt, dieses nicht nur zu verschweigen, sondern dann diesen Philosophen auch noch als Gegenbild der eigenen Position zu karrikieren.
Steiner hat das mit Goethe interessanterweise nie gemacht, da ist die Auseinandersetzung immer positiv, differenziert, auch da, wo er sich von Goethe absetzt, ja ihn kritisiert.
Ähnlich hat Steiner dies auch mit Fichte, Schelling und Hegel gemacht, sowohl in den frühen Goethe-Schriften wie auch später, in veröffentlichten Texten wie auch in Vorträgen hat er sich teilweise sehr fair und dezidiert mit diesen Denkern auseinandergesetzt
Aber 1892 (in der Neuauflage seiner Dissertation) und 1894 (in der Philosophie der Freiheit), als die Arbeit am Goethe-Archiv vorbei war und Steiner sich um eine akademische Anstellung bemühte und sich als Philosoph profilieren suchte, legt er diese schnodderige Art und Weise an den Tag, diejenigen Philosophen, denen er in seiner eigenen Entwicklung am meisten verdankt (erst Herbart, dann Kant und Fichte) nicht als Denker in ihrem eigenen Recht darzustellen, sondern als die schon erwähnten "Puppen", die er tanzen lässt, also in extrem verkürzender und oft verfälschender Weise darstellt, um seine Position als die überlegene zu profilieren.
Am extremsten treibt er dies mit Fichte, dem Steiner philosophisch noch weit mehr verdankt, als Goethe. Steiners Philosophie lässt sich ohne Fichte gar nicht denken, er hat ihn philosophisch gewissermaßen "erweckt"; und in der PdF dann nur diese wenigen saloppen Sätze über den "extremsten Spiritualisten"! Aber auch Spinoza, der eien ähnlichen Monismus vertritt wie Steiner und der sogar eine ganz ähnliche Theorie der Freiheit entwickelt hat, steht in der PdF schablonenhaft als "Urahn aller Freiheitsgeger" da.
Das alles kann man, selbst wenn man nicht Fachphilosoph ist, wenn man ein dickes Buch nicht scheut, bei Hartmut Traub nachlesen: "Philosophie und Anthroposophie" (2011). Traub ist in seinem Urteil bisweilen sehr scharf, ja er karrikiert Steiner bisweilen ähnlich, wie Steiner Spinoza oder Fichte - aber selbst wenn man alle Polemik bei Traub überliest, zeigt er immer noch ziemlich überzeugend, wie ungerecht und ungenau Steiner mit den Positionen anderer Denker umgeht.
Warum? Darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht wollte er das Establishment beeindrucken, etwa Ernst Haeckel von dem er sich Unterstützung für die Ernennung zum Professor versprach? Vielleicht wollte er in einer idealismusfeindlichen Umwelt nicht als Vertreter des Idealismus dastehen? Vielleicht hatte er Nietzsches Still zu sehr verinnerlicht? 100 andere Gründe ließen sich erdenken; aber mit Spekulationen gebe ich mich nicht ab, daher wird das kein Thema in der SKA.
Aber vielleicht soviel Psychologie sei doch erlaubt; man sollte bei all den wissenschafts- und philosophiefeindlichen Äußerungen, die Steiner später gemacht hat, nie vergessen wie sehr er sich vor 1900 danach gesehnt hat, in das wissenschaftliche Establishment aufgenommen und von ihm anerkannt zu werden, eine Universitätsstelle zu bekommen (er war sogar bereit, sich einen Doktor-Titel zu kaufen, es gab da legale Wege), - und wie es ihn verletzt haben muss, dass diese Wissenschaft ihn, der so viel mehr Talent und geistige Weite besaß als die meisten Professoren - trotz des dann doch ehrlich erworbenen Doktortitels - so brüsk zurückwies.
Von Christian Clement am Dienstag, 2. Dezember 2014 02:49:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

21 Kommentare:

  1. Ich meine aber, dass es als ausgemacht gelten kann, dass die "Philosophie der Freiheit" als philosophisches Werk allein nicht bestehen kann, wenn sie (allein) mit den Maßstäben dieser Disziplin gemessen wird. Dafür ist der Umgang mit der philosophischen Tradition (siehe Spinoza, Kant, Fichte) einfach zu schlampig und tendenzös. Man kann doch nicht eine Philosophie auf spinoistischen, kantischen und fichteschen Prinzipien aufbauen, und dann die eigenen Inspiratoren auf eine solche Weise abkanzeln, wie Steiner das in der PdF tut. Da muss man das dunkle Motiv (vielleicht den philosophischen Vatermord?) nicht bei mir, sondern beim Herrn Doktor suchen.


    Von Christian Clement am Montag, 1. Dezember 2014 21:22:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  2. Lieber Herr Seler,

    Ich bewerte nicht Rudolf Steiners Charakter; ich beschreibe und charakterisiere lediglich. Und hier beschreibe ich lediglich die Art und Weise, wie er in einem bestimmten Text mit anderen Denkern umgegangen ist. Meine meine Charakterisierungen (schnodderig, verkürzend, instrumentalisierend usw.) formuliere ich nur im Zusammenhang mit den Gepflogenheiten des philosophischen Diskurses. Wenn Sie darin eine Bewertung von Steiners Charakter sehen, dann haben SIE diese hineingelegt.


    Von Christian Clement am Mittwoch, 3. Dezember 2014 22:33:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  3. In WAHRHEIT UND WISSENSCHAFT geht Steiner in der ersten Fassung (1891) ganz solide mit Kant und Fichte um. Man kann zwar in Frage stellen, ob er sie richtig charakterisiert (Traub stellt es in Frage), aber Steiner hält sich an die Konventionen einer wissenschaftlichen Dissertation: er formuliert sachlich und weist alle Behauptungen an Zitaten nach. Musste er ja auch, sonst wäre die Arbeit nicht angenommen worden. Auch in der jetzigen Form ist sie ja so gerade noch durchgekommen "rite".

    In der Buchfassung von 1892 hingegen wird Steiner viel unsachlicher und kämpferischer. Jetzt schaut ihm kein Professor mehr auf die Finger, jetzt gibts kein Durchfallen mehr, und da argumentiert Steiner jetzt viel ideologischer und weltanschaulicher. Aus sachlichen Differenzen wird jetzt ein weltgeschichtlicher Gegensatz Kant (der ungesunde) - und Steiner (das Gesunde). Hier ist Kant nicht mehr ein differenziert zu betrachtender Kollege, sondern ein Kampfbegriff. Und dieser Stil setzt sich dann in der PDF fort. Insofern heisst die Fassung von 1892 zurecht "Vorspiel zu einer Philosophie der Freiheit" (bemerke die Anspielung auf Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel zu einer Philosophie der Zukunft")

    In den "RÄTSELN DER PHILOSOPHIE" ist Steiner in einer ganz anderen Phase. Hier ist er zu seinen idealistischen Wurzeln zurückgekehrt, hat Schelling in sich aufgenommen und seinen "ideogenetischen" Standpunkt entwickelt, steht mit einem Fuß schon in der Esoterik. - Und von diesen Standpunkt schildert er dann Fichte, Schelling und Hegel als Vorläufer einer in Theosophie übergehenden Philosophie. - Ob das zutreffender ist, also die 1892/94 vorgenommene Reduktion sollen andere entscheiden. Aber es ist auf jeden Fall positiver, weil er die Idealisten jetzt gewissermaßen für sich einspannt, während sie zuvor Kontrastfläche waren.

    Werde das in kommenden Beiträgen hier ausführlicher darstellen.







    Von Christian Clement am Donnerstag, 4. Dezember 2014 02:23:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  4. "Wir Textkritiker" interessieren uns durchaus auch dafür,was Steiner über den Christus gesagt hat, aber nur, wenn wir über Bücher sprechen, in welchen Christus ausdrücklich Thema ist. Das ist bei den philosophischen Schriften nicht der Fall.

    Das macht ja diese Schriften vor 1902 gerade so attraktiv. Hier können Leute sich mit genuiner Anthroposophie befassen, welche ihr ansonsten aufgrund der Fixierung des späteren Steiner auf christliche Symbole und Mythen nicht oder nur schwer nahekommen können.

    Das wirft natürlich eine weitere Frage auf: Sollten wir nicht endlich dazu kommen, das "Christliche" als eine Einkleidungsform, als eine Vermittlungsform von Anthroposophie zu verstehen, nicht aber als deren Kern und Inhalt? Kann Anthroposophie überhaupt jemals ihren Anspruch, Geisteswissenschaft zu sein, verwirklichen, solange sie sich in ihren Vermittlungsformen so eng an eine partikuläre Offenbarungsreligion anlehnt und damit für den größten (nichtchristlichen wie nichtreligiösen) Teil der Menschheit unnötige Mauern aufrichtet?

    Anders gefragt: Ist nicht die Überwindung der christlichen Formen durch neue, zeitgemäße, universelle Ausdrucksformen eine zentrale Aufgabe der Anthroposophie als universelle Geisteswissenschaft? Und wäre nicht (in Anlehnung an Josteins Überlegungen) die allmähliche Aufhebung der Identifikation von "Anthroposophie" = "Aussagen Rudolf Steiners" nicht der zweite notwendige Schritt in diese Richtung?

    Große Fragen, ich weiss. Aber sie wurden anreregt von cheese curves nicht nachlassendem Insistieren darauf, dass man, wenn man über Anthroposophie redet, über das Christentum reden müsse. Ich bin nicht davon überzeugt, dass man das muss.

    Von Christian Clement am Montag, 8. Dezember 2014 07:13:00 MEZ unter Egoisten eingestellt

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  5. "einen Bruch mit der "Tradition" kann es nicht geben. Steiner erweiterte das Christusverständnis"

    Da widerspreche ich ja auch nicht, Herr Seler. Ich frage nur, ob Anthroposophie, insofern sie als "Erweiterung des Christusverständnisses" daherkommt, eben nur für Menschen relevant sein kann, die sich schon irgenwie innerhalb des Christentums bewegen oder, wenn sie ausserhalb stehen, sich ganz unbefangen damit befassen wollen und können. Aber für Menschen, die anders religiös sozialisiert sind oder ganz ausserhalb von Religion stehen, muss das Reden vom "Christus" doch zwangsläufig Mauern errichten.

    Wenn Anthroposophie Wissenschaft vom Geist sein und alle Menschen ansprechen will, muss sie doch über die Realitäten, über die sie spricht, in einer Sprache sprechen, die für alle Menschen relevant ist. Kann man denn nicht andere Worte finden? Das Festhalten an den alten, konfessionell konnotierten dient doch nicht dem Erkennen, sondern letztlich nur dem Bedürfnis, sich seelisch daran zu erwärmen und eine Gruppenhaftigkeit herzustellen ("wir, die wahren Erkenner des Christentums"), die aber gleichzeitig andere ausschließt.

    Kann man nicht das "Christliche" als EINE Sphäre betrachten, deren Verständnis von Anthroposophie bereichert werden kann, wie auch die Landwirtschaft, die Pädagogik oder die Philosophie - ohne aber, mit christozentrischem Tunnelblick, das Christliche für den Kern der Anthroposophie zu erklären? Wir nicht ansonsten Anthroposophie auf (wenngleich ein erweitertes, erneuertes) Christentum reduziert und damit der nichtchristlichen Welt vorenthalten?

    Von Christian Clement am Montag, 8. Dezember 2014 um 21:37:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  6. Der einzig professionelle Weg, mit Steiners Texten editorisch umzugehen, ist eine kritische Herausgabe (bevor jetzt wieder aufgeheult wird: "eine", nicht "meine"), welche dem tatsächlich geschriebenen/gesprochenen Wort so nahe wie möglich kommt.

    Steiner hat sich nun mal für den christozentrischen Weg entschieden, den er gegangen ist. Er wird seine Gründe gehabt haben, die ich nicht zu beurteilen habe. Meine Frage ist, wie diejenigen, die meinen, heute in der durch Anthroposophie repräsentierten geistigen Tradition weiter wirken zu wollen und zu können, diese in Worte fassen, die nicht christo- oder eurozentrisch, nicht rassistisch, nicht sexistisch usw. sind.

    Von Christian Clement am Dienstag, 9. Dezember 2014 um 14:44:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  7. Also, wenn es denn unbedingt sein muss: Hier die wahren Motive hinter der SKA:

    In der Nacht vom 21 zum 22 September 1999 erschienen mir Rudolf Steiner, Christian Rosenkreuz und Joseph Smith in einer Vision, offenbarten mir, dass ich eine Reinkarnation von Anna Eunike sei und die Aufgabe hätte, als karmische Folge des Unrechts, das mir damals von Rudolf und Marie von Sivers angetan wurde, den theosophischen Anteil im Werk Steiners zu diskreditieren. Sie gaben mir den Auftrag, eine Mormonin zu heiraten (ihrerseits eine Reinkarnation Karl Maesers) und mir so Zugang zur Brigham Young Universität zu erschleichen und von dort aus eine kritische Ausgabe der Werke Steiners herauszugeben. Diese sollte dem Zweck dienen, wie gesagt, den theosophischen Anteil in Steiners Lehre durch eine verintellektualisierte Interpretation, bei welcher Ahriman persönlich mir jedes Wort in die Feder diktiert, einzusargen um so den Weg freizumachen für eine antitheosophische Erneuerung der Anthroposophie. Diese soll, unter der Führung von Joseph Smith (als Thomas S. Monson wiedergeboren) und Rudolf Steiner (derzeit als Dieter F. Uchdorf inkarniert), von den Mormonen ausgehen, die dazu aber zuerst die Reinkarnationslehre in ihren Glauben zu integrieren haben und dann ihre Tempelzeremonien auf den neuesten Stand bringen müssen. Sie tun dies bereits, während ich hier schreibe, mittels geheimer Materialien, welche über das Rudolf Steiner Archiv an mich und so in die Hände der okkulten archiaischen Brüderschaft gelangt sind, die in Wirklichkeit hinter den Mormonen steht. Wenn diese geheimen Zaubersprüche und Mantren Steiners erst einmal voll ins mormonische Ritual (und in die Anweisungen für Missionare) integriert sind, wird die okkulte Suggestrionskraft ihrer Missionare unwiderstehlich werden und dem Siegeszug der neuen Weltanschauung, der Mormosophie, zur neuen Weltreligion steht nichts mehr im Wege. Mir ist dabei übrigens, als Belohnung für treue Dienste, die Stelle eines (neben Rudi/Dieter) zweiten Ratgebers des Propheten und eine Dekanstelle in der philosophischen Fakultät einer später zu gründenden Hochschule für mormosophische Geisteswissenschaft versprochen worden.

    So, jetzt kann keiner mehr sagen, er hätte es nicht vorher gewusst!

    Von Christian Clement am Mittwoch, 10. Dezember 2014 um 22:23:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  8. Bei Steiner ist es etwas anderes: er behauptet, von diesen Dingen aus eigener Anschauung heraus zu sprechen. Das kann man ihm als kritischer Denker natürlich nicht einfach so glauben, aber man kann es ernstnehmen und zu verstehen versuchen.

    Wer übrigens meint, mein Versuch Anthroposophie zu "entmythologisieren" reduziere sich darauf, seine Aussagen nach 1904 als bloße Hypothesen abzuqualifizieren, hat nicht verstanden, worum es mir geht. Es geht nicht darum, die anthroposophische Esoterik zum Mythos zu erklären und damit abzuqualifizieren; es geht darum, die anthroposophische Esoterik, die als solche in ihrer Bildhaftigkeit für den kritischen Betrachter nun einmal faktisch als eine Art moderne Mythologie dasteht, rational zu verstehen - ganz so, so wie Steiner selbst die antiken und christlichen Mythen rational zu erklären und somit zu "entmythologisieren" versucht hat.

    Von Christian Clement am Samstag, 10. Januar 2015 um 19:10:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  9. Warum wir hier immerzu von Mormonen höeren? Weil die Anthroposophie für viele eben eine Sekte ist; und Sektenmitglieder interessieren sich bekanntlich für andere Sekten weit mehr als für alles andere.

    Zu meinem Bildungshintergrund: das kann man überall öffentlich nachlesen, wenn man sich die Mühe machen will. Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium Winterberg (humanistisches Gymnasium, unverdächtig), Studium an der Kirchenmusikschule Spandau (getragen von der evangelischen Kirche, ideologisch verdächtig) 1. und 2. Staatsexamen an der Hochschule für Musik und der Universität Hamburg 1999/2001 (beide religiös unabhängig und unverdächtig). Dissertation und Promotion an der University of Utah 2005 (religiös unabhängig, staatlich und unverdächtig).

    Zur Brigham Young Universität: die ist keineswegs eine "absolut säkuläre Institution" sondern durch und durch weltanschaulich geprägt; hält sich aber dennoch soweit an akademische Standards, dass sie staatlich anerkannt und akademisch akkreditiert ist, genau wie eine Notre Dame University oder eine Alanus Hochschule. Eine eingeschränkte akademische Freiheit herrscht hier insofern, als die Universität sich solange nicht einmischt in die Dinge, über die man publiziert, als man nicht ausdrücklich Kritik an der Kirche und ihren Anschaungen und Praktiken übt bzw. sich mit Kritikern solidarisiert.

    In anderen Worten: in Salt Lake und in Provo interessiert man sich im Grunde recht wenig dafür, was ich über Steiner schreibe; man interessiert sich jedoch durchaus für diejenigen, die ständig von Mormonen reden, wenn es um die SKA geht. Würde mich nicht wundern, wenn die Beiträge im "Europäer" oder die Vorgänge bei den "Egoisten" von den entsprechenden Stellen sorgfältig beobachtet würden.

    Von Christian Clement am Samstag, 10. Januar 2015 um 19:44:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  10. "Und jetzt sogar die versteckte Drohung das Ihre Propheten ihrer Universität, die von Präsident Monson geführt wird, der ja das Sprachrohr des Vater Gottes ist wie nachzulesen ist auf den Internetseiten der Mormonen, die Kritiker unter die Lupe nehmen werden."

    Also wie jemand meine kleine Anspielung auf die übertriebene Sorge der Mormonen um ihr öffentliches Image als versteckte Drohung auffassen kann, das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Die Aussage war doch wohl klar: die Mormonen interessieren sich nicht im geringsten für Rudolf Steiner oder die SKA; aber sie interessieren sich sehr dafür, was über sie geschrieben wird.

    "Sie scheinen schwer getroffen in Ihrer Gemütsseele, und versuchen auf offene und suptile Weise alle Kritiker ihrer SKA in ein ganz bestimmtes Licht zu rücken."

    Natürlich bin ich betroffen, wenn jemand wie Archiati absurde Schwachsinnigkeiten über mich in die Welt setzt. Wären Sie das nicht? - Ich rücke aber keineswegs alle Kritiker der SKA in ein bestimmtes Licht. Wie ich mit wirklichen Kritikern der SKA umgehe, können Sie an meiner Antwort auf Ansgar Martin nachlesen. In ein bestimmtes Licht rücke ich nur solche Leute, denen es um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der SKA gar nicht geht, sondern die, offensichtlich in einem mittelalterlichen Weltbild befangen, dasjenige, was ihnen nicht gefällt in der Welt, nicht anders als vom Teufel inszeniert begreifen können. Leute, die den Intellektualismus, die Grundlage der modernen Kultur und der Freiheit, die wir alle genießen, indem wir hier Meinungen austauschen, herabwürdigen. Solche Hexenjäger und Exorzisten, welche die ehrenvolle Bezeichnung "Kritiker" nicht verdienen, gehören durchaus in das Licht gesetzt, in das ich sie setze.

    Von Christian Clement am Samstag, 10. Januar 2015 um 21:52:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  11. Verstehe ich das jetzt richtig? Clements Arbeit ist vielleicht doch irgendwie berechtigt, denn es besteht immerhin die Hoffnung, dass sein unzulängliches Steiner-Verständnis sich entwickelt - und vielleicht irgendwann sogar auf der Höhe ankommt, auf der Herr cheese curve sich, qua seines "Gefühls für das Esoterische", jetzt schon befindet?

    Bemerken Sie eigentlich, wie dieser vermeintliche Ausdruck von Toleranz Manifestation einer unglaublichen Verstiegenheit ist?

    Können Sie sich, zumindest theoretisch, vorstellen; dass Menschen, nach diesem Prozess des "in Bewegung Kommens" und "Scheidens von Wichtigem und Nebensächlichen", vielleicht zu einem ganz anderen Verständnis Steiners kommen, als Sie - und dann damit genau so recht haben, ja vielleicht ein adäquateres und tieferes Verständnis haben, als Sie?

    Solange Sie dies nicht zumindest als Möglichkeit jedem anderen Steiner-Interpreten, auch dem kritischen, zugestehen könnten - und entsprechend mit deren Äußerungen umgehen- , ist Ihre vermeintliche Toleranz nur die joviale Maske, hinter der sie Ihre dogmatische Grundeinstellung und damit die Unfähigkeit zum Eintritt in das moderne Bewusstsein verstecken.

    Schlimmer noch: der naive Realist ist nicht nur unfähig, in das moderne Bewusstsein einzutreten; er ist auch unfähig, Esoterik zu verstehen. Wenn Sie's mir nicht glauben, glauben Sie dem Meister: "Wer die Bilder für die Sache nimmt, weiß nichts von Esoterik" (Rudolf Steiner). Das gilt für das Bild vom "inneren Gestandenhaben vor dem Mysterium von Golgatha", das Bild vom Christus und für alle anderen auch.

    Wenn Sie glauben, Sie könnten mit Steiners Darstellungen seiner inneren Erlebnisse so umgehen, wie wir damals, als das naive Bewusstsein noch eine Berechtigung hatte, mit den Schilderungen der Propheten und Evangelisten umgegangen sind, dann haben Sie wenig von der Anthroposophie verstanden. Der Weg dorthin führt über Nietzsche. Wer den anthroposophischen Christus verstehen will, hat den Christus des naiven Realismus erst einmal anständig zu ermorden.

    Von Christian Clement am Dienstag, 10. März 2015 um 13:38:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  12. Lieber Kees, Sie können Ihre Mantras vom Übersetzer und von der Bildanalyse noch so oft wiederholen, sie werden dadurch nicht zu Argumenten in dem Gespräch, welches in der SKA geführt wird. Vielleicht macht ein Vergleich es deutlicher:

    Herr Clement gibt Texte zur Theorie des Weinachtsmanns heraus und schreibt dazu eine Einleitung, in der er sich Gedanken macht über Sinn und Bedeutung der Idee des Weihnachtsmanns. Da kommt Kees Kromme und schreit: Aber Herr Clement hat den Weihnachtsmann noch nie selber gesehen! Er war doch noch nie am Nordpol!! Wie kann er sich anmaßen, ein Buch darüber schreiben zu wollen!!!

    Genau so dumm und lächerlich erlebt jeder kritisch denkende Mensch Ihre hilflosen und geistleeren Abwehrreaktionen gegen meine Arbeit. Tut mir leid, dass ich so deutlich werden muss, aber so isses nun mal. Vielleicht hilfts ja beim Aufwachen.

    Von Christian Clement am Dienstag, 10. März 2015 um 18:48:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  13. Wenn in der Wissenschaft und selbst in der Theologie heute das textkritische Umgehen mit Literatur zum Standard geworden ist, dann ist das nur eine Facette der allgemeineren Tatsache, dass das moderne Bewusstsein als solches kritisches Bewusstsein ist. Diese Tatsache kann man nicht ausser Kraft setzen, indem man aussteigt und sich in irgendeinem vorkritischen Anthroposophistan niederlässt - in dem Glauben, dass der Heiland Rudolf Steiner das Erlösungswerk für einen ja bereits vollendet hat und man die Früchte von seiner Erkenntnisarbeit nunmehr einfach nur zu pflücken braucht, um zu höherer Erkenntnis zu kommen. Auf diese Weise bleibt man weiterhin naiver Realist - und wird zusätzlich noch zum Dogmatiker und elitären Besserwisser. Zu einem, der nicht nur nackt ist, ohne es zu wissen, sondern der sich für einen Kaiser hält, ohne es zu sein.

    Selbst wenn man davon ausgeht, dass Anthroposophie als historisches Phänomen aus einem höheren, weiter entwickelten Bewusstsein als dem kritisch-diskursiven hervorgegangen ist, so wird sie als Bewegung und Weltanschauung nur überlebensfähig sein, wenn sie das kritische Element in sich zu integrieren vermag. So jedenfalls Steiners Ansicht in der "Philosophie der Freiheit." Das naive Bewusstsein kann nicht das kritische Bewusstsein einfach überspringen, um irgendwie im Nirvana der anthroposophischen Inspiration und Intuition anzukommen. Es hat das kritische Bewusstsein anzunehmen, hat selbst kritisch zu werden, denn nur so kann es dieses dann von innen heraus umbilden und weiterentwickeln. Der naive Realist kann ebensowenig direkt ins "höhere Bewusstsein" springen, wie sich die Kriechtiere unmittelbar zum homo sapiens entwickeln konnten.

    Ebenso hätte sich ein Kees erst einmal selbst zum kritischen Denker und Steinerinterpreten zu bilden, bevor er darüber hinaus kommen könnte. Erst dann hätte er das Recht, auf die Textkritiker herabzuschauen und sie ins Lächerliche zu ziehen. Was er freilich dann natürlich nicht mehr tun würde.

    Jeder soll ja das Recht haben, Anthroposophie als seine Religion zu verstehen und zu praktizieren. Aber man sollte schon erwarten, dass dies zumindest mit Bewusstsein geschieht - und dass ein solcher Gebrauch von anthroposophischen Versatzstücken zur Revitalisierung eines ansonsten nicht lebensfähigen Leichnams nicht mit Anthroposophie selbst verwechselt wird. Das hat Steiner nun wirklich nicht verdient.

    Von Christian Clement am Dienstag, 10. März 2015 um 20:27:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  14. ... so geht es jedesmal, wenn man versucht, auf Ihre Äußerungen wirklich einzugehen und mit Ihnen ein vernünftiges Gespräch zu führen. Sobald Sie mit der inneren Widersprüchlichkeit und Verwirrtheit Ihrer Vorstellungen konfrontiert werden, weichen Sie aus und nehmen Sie Zuflucht zu ärgerlichem Wortgeblubber, das mit der Disskussion nichts mehr zu tun hat ... Gehen sich doch wenigstens einmal bis zum Ende. Gestehen Sie sich und andern ein, dass Sie zwar nicht verstehen, worum es in der SKA geht, dass sie das Projekt aber trotzdem ärgert, weil irgendwelche Leute, denen Sie Vertrauen schenken, der Meinung sind, dass die Edition irgendwie gegen Steiner gerichtet ist. Dann ists ja gut, das ist Ihr gutes Recht. - Aber spielen Sie sich nicht weiter als Kritiker von etwas auf, dass Sie gar nicht kennen.

    Von Christian Clement am Dienstag, 10. März 2015 um 22:47:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  15. Falls ich heute etwas unhöflich geworden bin, schreibe man das meiner Verzweiflung darüber zu, dass ausgerechnet manche Anthroposophen einfach nicht begreifen können oder wollen, dass dasjenige, was ich in der SKA mache, genau die Art des Umgangs mit Steiners Werk ist, die dieser sich von Seiten der Wissenschaft immer gewünscht hat, und die ihm zu seinem tiefen Schmerz fast nie zuteil geworden ist. Ich zitiere noch einmal aus der "Theosophie", wobei ich einmal das Wort "naturwissenschaftlich" durch "kritisch" ersetze. Ich bin sicher, Steiner würde den Satz auch in dieser Form voll unterschreiben:

    "Der Verfasser dieser Schrift weiß, daß in ihr nichts steht, was nicht jeder anerkennen kann, der auf dem Boden der kritischen Denkanforderungen der Gegenwart steht. Er weiß, daß man allen Anforderungen kritischen Denkens gerecht werden kann und gerade deswegen die Art der hier von der übersinnlichen Welt gegebenen Darstellung in sich gegründet finden kann. Ja, gerade echte kritische Vorstellungsart sollte sich heimisch in dieser Darstellung fühlen."

    Ich fühle mich heimisch in Steiners Texten, aber nur, wenn ich sie kritisch lese (als Offenbarungstexte finde ich sie unsäglich und peinlich) - und diese Erfahrung möchte ich an die akademische Welt vermitteln. Warum fallen mir dabei immer wieder ausgerechnet Anthroposophen ins Wort, die es doch besser wissen sollten, und ermahnen mich, dass man Steiner "so" nicht lesen darf? Man möcht sich jedes Haar einzeln ausraufen. Ich bin sicher, dem Rudolf geht es ähnlich (und er hat nicht mal mehr Haare, die er sich ausraufen könnte).

    Von Christian Clement am Mittwoch, 11. März 2015 um 02:13:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  16. Finde ich nicht. Der Bezug zum Deutschen Idealismus macht Steiner für Nicht-Anthroposophen interessant und legitim. Aus dieser Perspektive kann man über Steiner ernsthaft diskutieren, ohne sich wissenschaftlich zu kompromittieren (vgl. Traubs Ansatz). Das gehört daher unbedingt in eine Werbetext hinein. - Der Anspruch auf Hellsichtigkeit hingegen ist, meiner Meinung nach, immer noch der zentrale Punkt, an dem die meisten wissenschaftlich denkenden Menschen bei Steiner zurückprallen. Ein Schlagwort, auf das man reflexartig mit Ablehnung reagiert. Dass das Konzept der Hellsichtigkeit bei Steiner selbst ein wissenschaftliches sein könnte und somit dieser Reflex vielleicht unberechtigt ist - dass kann man im Buch selbst diskutieren, aber nicht in einer Ankündigung von 160 Worten unterbringen. Also das Reizwort lieber weglassen.

    Daher ist mein Vergleich vielleicht doch nicht so unpassend. Vielleicht könnte man noch stärker formulieren. Der Versuch, einem Wissenschaftler die "Theosophie" mit dem Hinweis schmackhaft zu machen, darin stünden Steiners hellseherische Einsichten, wäre etwa so, wie wenn ich jemanden ins Kino einlade und beifüge "Ich hatte schon ein Jahr keinen Sex mehr." Trotz aller Wahrheit, Berechtigung und Natürlichkeit des Faktums, stünde die entrüstet ablehnende Reaktion schon fest.

    "Vor dem Hintergrund, daß gerade diese „dritte Säule“ vielen Anthroposophen heute als die allerwichtigste gilt; daß Steiner selbst gesagt hat, er habe zur Zeit seiner Mitgliedschaft in der Theosophischen Gesellschaft nichts gesagt, daß er nicht zuvor in sich selbst gefunden hatte"

    Mir geht es vor allem darum, die Relevanz Steiners für den akademischen Diskurs aufzuweisen. Auf die seelischen Bedürftigkeiten der Anthroposophen kann ich nur insoweit Rücksicht nehmen, als dieses primäre Ziel nicht beeinträchtigt wird. - Es liegt übrigens, meines Erachtens, ein Kurzschluss darin anzunehmen, dass der Theosoph Steiner, wenn er darauf besteht, nur Selbsterlebtes zu schildern, sich damit notwendig auf Erlebnisse bezieht, die er VOR oder UNABHÄNGIG von seiner Begegnung mit der Theosophie gemacht hat. Liegt es nicht auf der Hand anzunehmen, dass Steiner bestimmte Erfahrungen erst in der Auseinandersetzungen mit den theosophischen Texten gemacht hat und in DIESEM Sinne von "Selbsterlebtem" spricht? Im Lichte dessen, was wir jüngst über das "Entdeckungsprivileg" diskutiert haben, erscheint dies sogar als Notwendigkeit. Nach diesem von Steiner selbst formulierten Gesetz KANN er ja, streng genommen, NICHTS von dem, was in den theosophischen Schriften steht, selbst entdeckt haben, bevor er diese Schriften gelesen hatte.

    Von Christian Clement am Samstag, 14. März 2015 um 16:05:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  17. Lieber Stephan, Also gut, ich versuche zu antworten. Ich habe mit der Theologie nicht so viel am Hut, und die Trinität, solange wir hier davon reden, ist natürlich zunächst mal nur eine Vorstellung wie alle anderen Vorstellungen auch. Also wieso gerade DIESE Vorstellung einen Sonderstatus haben soll, verstehe ich nicht. - Mir ist schon klar, dass du nicht von der Vorstellung redest, sondern von der "Trinität an sich" - aber damit wären wir im Bereich des naiven Realismus, da uns (mir jedenfalls) dieses "an sich" als Erfahrung nicht zugänglich ist, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Oder behauptest du, dir eine Trinität vorzustellen zu können, die nicht deine Vorstellung wäre? Das mach mir mal vor!

    Zu der geistigen Welt im Allgemeinen: ich glaube nicht, dass ich gesagt habe "Es gibt keine geistige Welt ausserhalb des Menschen", sondern "es gibt keine geistige Welt unabhängig vom Menschenwesen". Und wenn ich das sage, meine ich mit "Menschenwesen" natürlich nicht Hans oder Horst, sondern DAS Wesen des Menschen. Dieses ist für mich identisch mit dem Wesen aller Dinge (das liegt für mich im Begriff Wesen) - und wenn das Wesen des Menschen so universal gedacht wird, dann kann es natürlich keine Wirklichkeit geben, die unabhängig von ihm existieren könnte.

    Von Christian Clement am Sonntag, 15. März 2015 um 01:19:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  18. Diese Kritik kann ich zum Teil annehmen. Aber ich habe meine Gründe: Erstens scheint mir der kritische Zugang überlegen, weil er den gläubigen Umgang in seinem Recht bestehen lassen und ihn sogar integrieren kann; umgekehrt scheint der gläubige Umgang nicht in der Lage, in gleicher Weise mit dem kritischen umzugehen. Zweitens ist der kritische Zugang der allgemein in den Wissenschaften übliche und anerkannte, daher kann nur er das Mittel sein, die Anthroposophie aus ihrer jetzigen babylonischen Gefangenschaft herauszuführen. Und drittens war es, meiner Ansicht nach, auch Steiners Auffassung, dass die Religion nur ein Anwendungsgebiet der Anthroposophie als Geisteswissenschaft sein kann, wie die Pädagogik oder die Landwirtschaft; dass sie aber ihren Charakter als Geisteswissenschaft verliert, wenn sie in diesem Prozess selbst zur Religion wird.

    Ich nehme an, dass du mir da weitgehend folgen kannst.

    Von Christian Clement am Sonntag, 15. März 2015 um 12:45:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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  19. Gibt es Übungen der Autosuggestion in "Wie erlangt man Erkenntnisse"?

    "Es ist ja begreiflich, daß der Lernende ungeduldig die Ergebnisse erwartet. Dennoch erlangt er nichts, solange er diese Ungeduld nicht bemeistert. Es nützt auch nichts wenn man diese Ungeduld nur in gewöhnlichem Sinne des Wortes bekämpft. Dann wird sie nur um so stärker. Man täuscht sich dann über sie hinweg, und in den Tiefen der Seele sitzt sie nur um so stärker. Nur wenn man sich einem ganz bestimmten Gedanken immer wieder hingibt, ihn ganz sich zu eigen macht, erreicht man etwas. Dieser Gedanke ist: »Ich muß zwar alles tun zu meiner Seelen- und Geistesausbildung; aber ich werde ganz ruhig warten, bis ich von höheren Mächten für würdig befunden werde zu bestimmter Erleuchtung.« Wird dieser Gedanke im Menschen so mächtig, daß er zur Charakteranlage sich gestaltet, dann ist man auf dem rechten Wege." (WE, 84 f.)

    Von Christian Clement am Montag, 6. April 2015 um 23:45:00 MESZ unter Egoisten eingestellt.

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  20. "Das Absurde ist für mich ..."

    Absurd finde ich das gar nicht, Michael. Das nennt man Arbeitsplatzsicherung. Was gäbe es denn an Steiner noch zu kritisieren oder zu verteidigen, wenn sich das Pochen auf die wortwörtliche Bedeutung der Steinerschen Imaginationen ebenso verflüchtigen würde, wie (glücklicherweise bei den meisten heute) der Glaube an die wortwörtliche Bedeutung der biblischen Schilderungen von Brotvermehrung, Sintflut oder Teilung des Roten Meeres? Dann müsste man ja vom Verteidigen und Kritisieren zum Verstehenversuchen übergehen. Wie langweilig! Wie mühsam!!

    Jeder würde sich lächerlich machen, wenn er heutzutage eine imaginative Schilderung wie die "Brotvermehrung" im NT oder eine Visionsschilderung von Jakob Böhme heute "kritisieren" oder "verteidigen" wollte. Da sieht jeder, der nicht völlig die letzten 200 Jahre Bewusstseinsentwicklung verschlafen hat, ein und gibt zu: es kann doch lediglich um ein Bemühen um Verständnis, Deutung, Kontextualisierung gehen.

    Was ist also der traurige Grund für all die Streitereien um Rudolf Steiner und die Anthroposophie? Der Doktor ist einfach noch nicht lange genug tot.

    Von Christian Clement am Montag, 30. März 2015 um 22:10:00 MESZ unter Egoisten eingestellt.

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  21. "Ganz daneben ... Das mag wahr sein bei den Anhängern Judith von Halles, oder der Mormonen Gefogschaft, aber nicht bei Menschen, die selbstdenkend etwas Berechtigtes sehen in dem das was Steiner vertrat."

    Wieso "ganz daneben"? - Dass es nicht wenige Anthroposophen gibt, deren Verhältnis zu Steiner und zur Anthroposophie in psycho-sozialer Hinsicht vergleichbar ist dem Verhältnis unkritischer Mormonen zu ihrem Propheten und zu ihrer Kirche, wird ja wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Und wem der Schuh nicht passt, wer in Steiners Texten etwas Ernstzunehmendes sieht, ohne ihn deshalb auf den Prophetensockel zu heben und das Selberdenken aufzugeben, muss ihn sich ja nicht anziehen.

    Umgekehrt: wenn mit "des Clements Pudel" das redliche Bemühen um eine Demystifikation und Demythologisierung von Steiner und Anthroposophie zum Ziel einer Herausarbeitung des rationalen Kerns gemein ist, dann ziehe ich mir desen Schuh gern an und fühle mich geehrt. Dieses Pudels Kern ist aber kein naiver Aufklärungsglaube, sondern die Hoffnung, dass das Zeitalter einer aufgeklärten Aufklärung gerade erst begonnen hat.

    Von Christian Clement am Mittwoch, 12. November 2014 17:32:00 MEZ unter Egoisten eingestellt.

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